Ich habe gestern nun auch die ersten beiden Folgen der zweiten Staffel gesehen. So ganz abgeholt hat sie mich noch nicht, aber das kann ja noch werden. Ich mochte die erste Staffel ja sehr, sie hatte ihre Schwächen, profitierte aber enorm von der Freude darüber, Patrick Stewart als Jean-Luc Picard wieder zu sehen. Dieser Effekt ist natürlich verflogen, und ohne das abwertend zu meinen, merkt man nun in der zweiten Staffel auch sehr deutlich, deutlicher als in der ersten, dass Patrick Stewart nun... ja, alt wird. Seine Rolle spielt er natürlich dennoch exzellent.
Konkreter zum Inhaltlichen (ich verzichte jetzt mal auf ein Spoiler-Tag, da hier ja größtenteils offen über die Inhalte gesprochen wird - sollte dennoch jemand mitlesen, der mit den Folgen nicht vertraut ist, trotzdem an dieser Stelle eine Spoiler-Warnung):
Die Eröffnungsszene der ersten Folge, eine vorgezogene Szene des Schlusses der Folge, war vollkommen sinnlos und einfach nur ein billiges Zugeständnis an all jene, die es nicht ertragen können, dass sich etwas langsam aufbaut. Wenn ich da an die Eröffnungsszene der ersten Staffel mit Picard und Data denke, war das eine ganz andere Klasse.
Aber: Geschenkt. Ich tat mich etwas schwer damit, dass die erste Folge so zerfahren war. Jeder Hauptcharakter ist irgendwie woanders, jeder kocht sein eigenes Süppchen - ich habe das Ende der ersten Staffel so in Erinnerung, dass die Crew der La Sirena fest zusammenbleibt. Stattdessen ist nur Seven of Nine auf der La Sirena, Rios kommandiert eine neue Stargazer, und Picard ist wieder auf seinem Landgut? Okay. Sehr schön war es natürlich, die Romulanerin wieder zu sehen (ihr Name will mir grade nicht mehr einfallen). Schade um Zhaban, ich mochte den Kerl und fand es schade, beide Charaktere im Laufe der ersten Staffel nicht mehr gesehen zu haben. Aber dann: Diese Sub-Story um die irgendwie vom über 90 Jahre alten Picard gewollte, dann aber auch doch nicht gewollte und von ihr ganz definitiv gewollte Romanze mit der Romulanerin... das war, äh... schräg? Verstörend? Ich kann mich noch nicht so ganz entscheiden, aber definitiv etwas davon, vielleicht ja auch beides.
Eine der schönsten und besten Szenen war natürlich Guinans Auftritt in der Bar. Ich bin gespannt, ob sie nochmal auftaucht.
Zum Ende hin zog die Spannung natürlich an, was es mit dem Mysterium auf sich hat. Die Borg-Königin auf der Stargazer (falls es wirklich die Borg-Königin war) war natürlich over the top mit ihrer Rüstung und den Multi-Schüssen, aber nun gut. Sehr stark war dann natürlich die Schlussszene mit Q. Da hatte ich dann auch das Gefühl, dass die Serie nun durchstartet.
Tatsächlich gefiel mir die zweite Folge dann auch besser. Erst dachte ich, Picard sei ins Spiegeluniversum geraten - ich hatte mich schon immer gefragt, wie eine Spiegeluniversum-Version des Charakters wohl geartet wäre, und ich denke, dass man sie sich durchaus so vorstellen kann. Die alternative Zeitlinie mit dem menschlichen Imperium und der Parole, dass nur ein menschlich dominiertes Universum ein sicheres Universum sei, ist natürlich ein überdeutlicher Kommentar zu imperialistischen und nationalistischen Tendenzen. Das ist natürlich sehr Star Trek-typisch, dies aufzugreifen und zu kritisieren, es ist aber schon recht dick aufgetragen. Die Nazis äähhhh Menschen wirkten schon arg überzeichnet. Andererseits hatte ST auch in der Vergangenheit immer gerne mal den Holzhammer gebraucht, um seine Botschaft zu vermitteln. Auch das exzessive Name-Dropping (Gul Dukat, Martok, Sisko, Kirk etc.) wirkt stellenweise eher aufgesetzt, so nach dem Motto "Weißte noch??"
Alles in allem, schlecht ist das Gesehene bisher überhaupt nicht, die große Begeisterung bleibt bei mir aber noch aus.