Tagespolitik allgemein

Die russische Kriegsführung in der Ukraine wird nun offiziell seit dem 08. Oktober zentral von Armeegeneral Sergei Wladimirowitsch Surowikin geleitet. Surowikin war seit 2017 Befehlshaber der russischen Luft- und Weltraumstreitkräfte und seit Juni 2022 Kommandant des Südabschnitts der Invasion in der Ukraine.

Surowikin hat aus Sicht Putins wohl genau die richtigen Qualifikationen für diesen Auftrag: Als Hauptmann ließ er im August 1991 beim Putschversuch der kommunistischen Hardliner mehrere unbewaffnete Demonstranten von gepanzerten Fahrzeugen überrollen, wobei ein Mensch starb. Dafür saß er sechs Monate im Gefängnis, wurde allerdings später begnadigt. Begründung: Er hatte bloß Befehle befolgt (dass er der einzige Offizier war, der den Einsatz von scharfer Gewalt anordnete, spielte bei dieser Rechtfertigung wohl keine Rolle).

Während des Zweiten Tschetschenienkriegs waren Einheiten unter seinem Kommando für die Ermordung und das Verschwinden lassen von Zivilisten verantwortlich. In Syrien zeichnete er sich als Oberbefehlshaber der russischen Truppen dort dadurch aus, dass massive Luftangriffe auf eindeutig zivile Ziele geflogen und disproportionale Kollateralschäden dabei nicht bloß (billigend) in Kauf genommen wurden, sondern Teil der Strategie waren, um die Bevölkerung einzuschüchtern.

Die Ernennung Surowikins stieß erwartungsgemäß auf große Zustimmung beim Führer der Wagner-Truppe Prigoschin, bei Tik-Tok-Krieger...Verzeihung, beim Tschetschenen-Führer Kadyrow, und zahlreichen Fernsehpropagandisten, die sich davon eine noch härtere und brutaler Kriegsführung erhoffen, um den ukrainischen Widerstand endlich zu brechen. Forderungen wie "verwandelt ihre Städte in Asche" sind da noch die gemäßigten Töne. Offenbar herrscht weiter die Vorstellung vor, dass man fehlende politische und moralische Überzeugungskraft und militärische Kompetenz durch schiere Grausamkeit kompensieren kann.

Es ist ein Unterschied, ob Kollateralschäden trotz bester Bemühungen zustande kommen, ob sie trotz Bemühungen zustande kommen, ob sie (fahrlässig) zustande kommen...oder ob sie ganz bewusst als Mittel eingesetzt werden. Letzteres ist gerade das, was die russische Kriegsführung in der Ukraine prägt. Das Massaker von Butscha oder die Raketenangriffe auf Wohngebiete (in denen keine rein militärischen oder dual-use-Ziele zu verorten sind) demonstrieren ganz deutlich die Geisteshaltung, die dahinter steht. Und je mehr Berichte über Folter, Verschleppungen, Vergewaltigungen, Plünderungen, etc. ans Lichts kommen, desto deutlicher wird das Bild. Das Leiden der Ukraine wird nicht aufhören, wenn sie aufhört, zu kämpfen - es würde dann nur ohne Widerstand an einer wehrlosen Bevölkerung ausgeübt werden.
 
Während sich bei der Kriegsführung allmählich die Hardliner um Kadyrow durchsetzen und Putin regelrecht vor sich her treiben, verstehen die Elite und die Apparatschiks allmählich, dass der Krieg verloren ist und ein Exit gefunden werden muss.
Die Spannung zwischen diesen beiden entgegengesetzten Polen kann Russland mMn nicht lange aushalten.
https://www.tagesspiegel.de/politik...79.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
 
Eine m.M.n. sehr gute Zusammenfassung der aktuellen und zukünftigen Lage Russlands gibt es hier auf youtube zu sehen :

Ich weiß ja nicht ob solche links gerne gesehen werden. Aber ich denke es lohnt sich das mal anzuschauen :)
 
Ein weiteres Leck wurde entdeckt:


Am späten Dienstagabend entdeckten die Betreiber der Druzhba-Pipeline in Polen ein Leck. In einer Medienmitteilung schreibt der Betreiber Pern: «Am späten Dienstagabend entdeckten die Automatisierungssysteme von Pern ein Leck in der Druzhba-Pipeline auf einem der beiden Stränge des westlichen Abschnitts der Pipeline - etwa 70 km von Plock entfernt. Dies ist die Hauptleitung, über die das Rohöl nach Deutschland gelangt. Die Ursachen für den Zwischenfall sind derzeit noch nicht bekannt - die Pumparbeiten an der beschädigten Leitung wurden sofort eingestellt. Die andere Leitung der Ölpipeline ist unverändert in Betrieb.»

Die Einsatzkräfte von Pern und der staatlichen Feuerwehr begaben sich sofort an den Ort des Geschehens, um die Lage zu beurteilen, das Gebiet zu sichern und die Rettungsmassnahmen einzuleiten, wie das Unternehmen weiter schreibt. (fos)
 
Gibt es eigentlich schon Einschätzungen dazu, wie sich diese ganzen (mutmaßlich Sabotage-bedingten) Vorkommnisse in absehbarer Zukunft auf die Umwelt auswirken werden? Meiner uninformierten Einschätzung nach müssen da doch verheerende Dinge kommen dadurch. Grässlich, dass der oder die Verantwortlichen offenbar nicht nur auf Kosten aller betroffenen Menschen, sondern gesamter Lebensräume ihre egoistischen Ziele durchsetzen wollen.

Wenn mir nur ein Verdächtiger einfiele, der auf die gesamten Menschen der westlichen Zivilisation sowie auf Klima und Umwelt scheißt. Ein Mysterium.
 
Gibt es eigentlich schon Einschätzungen dazu, wie sich diese ganzen (mutmaßlich Sabotage-bedingten) Vorkommnisse in absehbarer Zukunft auf die Umwelt auswirken werden? Meiner uninformierten Einschätzung nach müssen da doch verheerende Dinge kommen dadurch. Grässlich, dass der oder die Verantwortlichen offenbar nicht nur auf Kosten aller betroffenen Menschen, sondern gesamter Lebensräume ihre egoistischen Ziele durchsetzen wollen.

Wenn mir nur ein Verdächtiger einfiele, der auf die gesamten Menschen der westlichen Zivilisation sowie auf Klima und Umwelt scheißt. Ein Mysterium.

Da fällt mir erst mal nur eine sehr zynische Frage ein. Wer gibt denn wirklich was aufs Klima? Da wurde bisher in ganz vielen Kontexten darauf geschissen.
Abseits davon, Krieg und das Testen von Waffen ist, allgemein gesehen, tatsächlich auch immer sehr problematisch fürs Klima.
Mit Sabotageakten aber noch zusätzlich für solche Probleme zu sorgen? Erschreckend, dass mich das nicht wundert.
Aber ja, es gibt schon einige Artikel darüber. Zuletzt hat das Handelsblatt darüber geschrieben, dass die Sabotage an Nordstream 1 und 2 zu drastischen Folgen führen kann.
 
Wenn die Wirtschaft, wie erwartet, hier zu Lande so richtig abstürzt und sich dadurch weiter radikale Kräfte erheben wird der Klimaschutz auch
hier an Priorität verlieren. Das ist leider so sicher wie das Amen in der Kirche.
 
Wenn die Wirtschaft, wie erwartet, hier zu Lande so richtig abstürzt und sich dadurch weiter radikale Kräfte erheben wird der Klimaschutz auch
hier an Priorität verlieren. Das ist leider so sicher wie das Amen in der Kirche.
Und dann werden wir ein paar Jahrzehnte später erleben wie die Wirtschaft erst recht abstürzt und wir um viele Jahre zurückgeworfen werden, wenn die Folgen des Klimawandels erst einmal richtig greifen.
Herzlichen Glückwunsch.
 
Gibt es eigentlich schon Einschätzungen dazu, wie sich diese ganzen (mutmaßlich Sabotage-bedingten) Vorkommnisse in absehbarer Zukunft auf die Umwelt auswirken werden?
Aber ja, es gibt schon einige Artikel darüber. Zuletzt hat das Handelsblatt darüber geschrieben, dass die Sabotage an Nordstream 1 und 2 zu drastischen Folgen führen kann.

National Geographic hat darüber auch einen Artikel geschrieben. Ansonsten gibt es da tatsächlich relativ viele und alarmierende(!) Berichte zu. Nur naja.. Umwelt halt. Das Leck in der Pipeline in Polen dürfte jetzt nicht gerade hilfreich sein.

Wer bei Klimawandel (oder auch COVID) vs. Wirtschaft immer noch daran denkt, dass Schutzmaßnahmen der Wirtschaft schaden, sollte vielleicht bedenken, dass tote oder kranke oder vertriebene Menschen jetzt nicht unbedingt förderlich sind für das BIP. Aber vermutlich kann der Mensch sich einfach gar nicht richtig gut auf langfristige Problematiken einstellen. Hängt vermutlich mit unserem Unvermögen zusammen, Risiken gut einzuschätzen.
 
Aber vermutlich kann der Mensch sich einfach gar nicht richtig gut auf langfristige Problematiken einstellen. Hängt vermutlich mit unserem Unvermögen zusammen, Risiken gut einzuschätzen.

Menschen handeln immer nach dem, was sie erfahren haben in der Vergangenheit. Die letzte große Katastrophe, die sich ins kollektive Gedächtnis hierzulande eingegraben hat, war der Zweite Weltkrieg, gefolgt von einer bis dahin nie gekannten Phase des Aufschwungs und des Wohlstandes, die bis heute anhält. Für die meisten Menschen sind es aus dieser Erfahrung heraus erstebenswerte Ziele eine Familie zu gründen, ein Haus zu bauen und einem gewissen Konsumverhalten nachzugehen, um sich Statussymbole anzueignen. Das verbinden wohl auch die meisten, wenn sie von Dingen wie Frieden und Freiheit sprechen.
Das Bewusstsein, vielleicht in Zukunft auf gewisse Dinge - besonders den Konsum betreffend - zu verzichten, um das Überleben der Spezies als Ganzes zu sichern, kommt in der Gedankenwelt vieler einfach nicht vor, bzw. wird verdrängt.

C.
 
Ich denke auch, dass das Denken der Menschheit im Allgemeinen einfach nicht auf die Komplexität ausgelegt ist, die Themen wie Klima-/Umweltschutz mit sich bringt. Im Großen und Ganzen können wir uns nicht einmal richtig vorstellen, was in einem Jahr ist. Wie will man da Probleme abschätzen, die sich über zehn, zwanzig oder gar fünfzig Jahre erst richtig auswirken?

Letztlich hätten ja auch schon die ganzen (Jahrhundert-)Hochwasser der letzten zwanzig Jahre allein in Deutschland für die Deutschen eine Warnung sein müssen, weshalb Investitionen für Hochwasser-/Klimaschutz eigentlich gut angelegtes Geld sein müssten, um zukünftige Ausfälle/Kosten zu vermeiden. Da (unternehmerische) Erfolge aber in Jahresabschlüssen betrachtet werden, "zögert" man dann bei solchen Investitionen.

Weitere Hindernisse sind halt hemmende Konstrukte wie Schuldenbremse, Schwarze Null und das Beharren auf dem neoliberale Mantra, dass der Markt Das früher oder später schon richten wird, wenn es denn nötig wird. Ohne staatliches Handeln, das konsequent verfolgt wird, wird sich da nichts tun.

Leider sehe ich momentan keine richtige Partei in der deutschen Politik, die diese Probleme tatsächlich in Angriff nehmen werden. Dieser Fatalismus rüht schon allein daher, dass man Unionspolitiker noch immer mit der Ausrede davon kommen lässt, dass man der nachfolgenden Generation keinen Schuldenberg hinterlassen wolle, weshalb man lieber "spare" als Geld in die Hand zu nehmen. Dass aufgrund dieser Einstellung der nachfolgenden Generation einen gigantischen Investitionsstau sowie eine kaputte Umwelt hinterlässt, prangert keiner an.

Grüße,
Aiden
 
Das Bewusstsein, vielleicht in Zukunft auf gewisse Dinge - besonders den Konsum betreffend - zu verzichten, um das Überleben der Spezies als Ganzes zu sichern, kommt in der Gedankenwelt vieler einfach nicht vor, bzw. wird verdrängt.
C.
Es ist tatsächlich für einen großen Teil unserer Mitmenschen nicht möglich, über die eigene Tankquittung oder den nächsten Flugurlaub hinaus zu denken. Der Klimawandel soll gefälligst von den Politikern "da oben" gestoppt werden! Und zwar, ohne, dass ich auf meine Billigprodukte, via Paket einzeln aus China geliefert, verzichten muss. Wir haben eine gefühlte Vollkaskoversicherung auf Wohlstand....
Es ist eben leider nicht nur unsere Politik, die hier versagt, sondern die breite Masse unserer Gesellschaft, die nur so lange den Klimaschutz unterstützt, solange die Fleischwurst bei Aldi unter 1,39 kostet.

Ich drifte mal kurz ab, kann man sich nämlich nicht ausdenken:
Die russischen FSB-Ermittler sind bei der Aufdeckung der Hintergründe des Angriffs auf die Krim-Brücke mal wieder schneller als jede Logik....man hat bereits acht Verdächtige verhaftet und außerdem den genauen Weg des Sprengstoffes nachverfolgt (der, obwohl der LKW aus Russland kam, natürlich aus Westeuropa eingeschleust worden sein soll....). Als Beleg haben die Ermittler jetzt sogar das Röntgenbild veröffentlicht, auf dem die mit Sprengsätzen präparierten Folienrollen zu sehen sein sollen. Schade eigentlich, dass der Tat-LKW im zuvor veröffentlichten Video ZWEI Hinterachsen hatte, der geröntgte aber nur EINE:facep: Was machen die FSB-Leute eigentlich beruflich??
https://cybershafarat.com/2022/10/12/fsb-investigation-of-the-crimean-bridge/
 
Die Entscheidung dem Klimawandel entgegenzuwirken muss von oben kommen und das macht eine Partei nicht gerade populär. Aber nur auf den/die einzelne/n zu setzen wird nichts, solange nicht die gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen von oben gesetzt werden.
Ich würde sofort mein Auto verkaufen, wenn ich in zumutbarer Zeit und Taktung mit der Bahn zur Arbeit kommen würde. Aber geht das? Nö.
 
Die russische Kriegsführung in der Ukraine wird nun offiziell seit dem 08. Oktober zentral von Armeegeneral Sergei Wladimirowitsch Surowikin geleitet. Surowikin war seit 2017 Befehlshaber der russischen Luft- und Weltraumstreitkräfte und seit Juni 2022 Kommandant des Südabschnitts der Invasion in der Ukraine..

Seine Ernennung erinnert mich an die Worte des Wozd. Dieser sagte in einer früheren Phase des Krieges auf Kritik an sowjetischen Generälen er habe nun einmal keinen Kutusow und müsse mit dem auskommen was er hat.
Und der gute Wladimir hat eben keinen Schukow, keinen Rokkosowski und keinen Wassilewski.

@Banthapudu
Das mit der Bahn kenne ich. Hier geht seit Jahren alles schief. Ich erwäge ernsthaft mein Jobticket abzugeben und mir ein Auto zu beschaffen.
 
Leider sehe ich momentan keine richtige Partei in der deutschen Politik, die diese Probleme tatsächlich in Angriff nehmen werden. Dieser Fatalismus rüht schon allein daher, dass man Unionspolitiker noch immer mit der Ausrede davon kommen lässt, dass man der nachfolgenden Generation keinen Schuldenberg hinterlassen wolle, weshalb man lieber "spare" als Geld in die Hand zu nehmen. Dass aufgrund dieser Einstellung der nachfolgenden Generation einen gigantischen Investitionsstau sowie eine kaputte Umwelt hinterlässt, prangert keiner an.

So sieht es aus. Es gibt derzeit keinen größeren "Schuldenberg", als das gegenwärtige globale Treibhausgas-Terraforming-Projekt und der radioaktive Müll, der auch noch in hunderttausend Jahren entweder horrende Kosten verursachen oder Menschen umbringen wird. Dazu kommen dann noch so "kleinere" Krisen, wie die vermehrte Immigration nach Europa hinein, weil es hier NOCH sauberes Trinkwasser gibt.

Das selbst Greta Thunbergs pragmatische Sichtweise auf das DERZEIT kleinere Übel jetzt wieder von den ewig Unverbesserlichen aus den Reihen der Union und der FDP zum intellektuellen Freidrehen instrumentalisiert wird, ist einfach nur noch ziemlich schäbig.
 
Ja, damit weniger Kohle verstromt wird.

Ja.. gut.. Du musst es ja unbedingt erwähnen. Ich dachte ich mache es mal so wie viele Unions und FDP Politiker, die in Greta Thunberg gerade ihren neuen Messias entdeckt haben aber den Rest ihrer Botschaft unter den Tisch fallen lassen.. :whistling:



EDIT: Und keine Sorge. In 1-2 Wochen, wenn Greta wieder vor dem Klimawandel warnt und die anderen wichtigen Punkte des IPCC anbringt, werden die Üblichen ihre Lippenbekentnisse von heute wieder vergessen haben. Bitte beruhigen Sie sich alle wieder.
 
Dass Atomstrom nicht alle Probleme lösen kann hat ja Frankreich diesen Sommer bewiesen. Bringt halt auch nix wenn man die Meiler nicht mehr effektiv kühlen kann.
 
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