Das Verhältnis zwischen Lateinamerika und den USA hat schon seit langem eine gewisse Ambivalenz. So standen die USA den antikolonialen Bemühungen in der Region durchaus positiv gegenüber und unterstützten diese. Beispielsweise waren die USA das erste Land, das 1882 das unabhängige Brasilien diplomatisch anerkannte, und ab 1865 war amerikanische Unterstützung essentiell dafür, dass Mexiko nicht de facto zu einer französischen Kolonie wurde. Es gibt schon lange intensive diplomatische, wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen (die keineswegs nur in eine Richtung Wohlstand und Arbeit gebracht haben) und Austausch und auch die Migration von Lateinamerika in die USA hat eine Geschichte, die weit zurückreicht.
Die USA als Schutzmacht wurden und werden keineswegs geschlossen negativ gesehen - während des Kalten Krieges galt amerikanische Rückendeckung als essentiell, um nicht als sozialistische Marionette der Sowjetunion zu enden. Der linken Erfahrung, von pro-amerikanischen Regimen unterdrückt zu werden, steht die konservative Erfahrung, von pro-sowjetischen Diktaturen und Guerillas terrorisiert zu werden, gegenüber (exemplarisch dafür stehen Kuba, Nicaragua und Kolumbien).
Seit 1999 existiert zudem mit Venezuela DER Elefant im Raum, wohin der real existierende Sozialismus in Kombination mit Diktatur und rabiat anti-amerikanischer Politik führt. Seit 1999 sind von knapp 30 Millionen Einwohnern 6 Millionen aus dem Land geflohen und das Land versinkt in absoluter Armut und Chaos.
Die USA gelten als das Land, in denen ein fleißiger, engagierter und risikobereiter Mensch für sich und seine Familie Wohlstand durch harte und ehrliche Arbeit erlangen und in Freiheit und Demokratie leben kann. Wie viel von diesem Bild der Realität entspricht, kann man trefflich diskutieren, aber es ist eine anziehende Vorstellung und hat genügend Substanz dahinter, damit Millionen Menschen diesen Weg gehen und in recht vielen Fällen auch erfolgreich sind. Auch die Vorstellung vom Schmelztiegel ist etwas, das in Lateinamerika und den USA verbreitet ist und geteilt wird.
Vor einer Weile las ich mal den trockenen Kommentar, dass die Republikaner in den USA sich mit dem Rassismus gegenüber Menschen aus Mexiko, Zentralamerika und Lateinamerika eine Wählergruppe vergraulen, die a) wichtig ist
und noch wichtiger wird und b) eigentlich eine Reihe von Schnittmengen mit konservativen Vorstellungen hat. Familie und Religion sind wichtige Bezugspunkte, Arbeit und Bildungen werden geschätzt, und die ältere Generation, die in vielen Fällen Verfolgung durch linke Regime oder Terrorismus erlebt hat, ist nicht selten dezidiert antikommunistisch und kann mit entsprechender Rhetorik herzlich wenig anfangen. Der ein oder andere Republikaner hat das mittlerweile auch bemerkt und versucht, die Obsession mit der angeblich den Untergang bringenden (illegalen) Einwanderung zurückzuschrauben.
der dazu führt, dass man sich mit jedem noch so jenseitigen, als "antiwestlich" empfundenen Mist solidarisiert, egal, wie weit weg vom klassischen Links sich das befindet, das man ja vorgibt zu vertreten
Ja, da rennt man bei mir offene Türen ein. Das ist wie die Unterstützung aus linker Ecke für die Russische Föderation, die Demokratische Volksrepublik Korea, die VR China oder der Nonsens vom "globalen Süden". So wird dann z. B. aus einer offen antisemitische Gruppe aus Indonesien, einem Staat, der andere Religionen als die Mehrheitsreligion seit Jahrzehnten immer härter diskriminiert und versuchte, in Osttimor mit brutaler Gewalt eine Kolonie zu errichten, eine "progressive" Kraft. Von der Ironie, dass man im Nahostkonflikt beide Augen davor verschließt, dass Hamas und Hisbollah mit freundlicher Unterstützung der scheinbar "gemäßigten" PLO einen Völkermord anstreben, um auf den Knochen der jüdischen und christlichen (und "illoyalen" arabischen und muslimischen) Bevölkerung in der Region einen
Staat in bestimmten
Grenzen und
ausschließlich für eine bestimmte
Ethnie und
Religion zu errichten, fange ich jetzt lieber nicht an.*
*kursiv markiert die Begriffe, die unter anderen Umständen in entsprechenden Kreisen mindestens verpönt, eher aber verhasst sind