Zuletzt gekaufter/gesehener Film - Allgemeiner Filmthread

Sorcerer (1977)

Vier Kriminelle landen nach ihrer Flucht in dem Dschungelkaff Porvenir, irgendwo in Südamerika. Alle wollen wieder raus aus diesem Höllenloch aber man verdient gerade so viel dass man überleben kann. Porvenier ist abhängig von einer amerikanischen Ölfirma, die eine Ölpumpe betreibt. Als die Ölpumpe gesprengt wird, bietet sich den Vieren plötzlich ein Weg aus diesem Höllenloch. Die einzige Möglichkeit den Brand zu löschen ist eine Sprengung. Allerdings muss dafür Dynamit durch den Dschungel transportiert werden. Das wurde jedoch über Jahre falsch gelagert und deshalb hat sich das Glyzerin auf dem Boden der Kisten gesammelt. Jede starke Erschütterung könnte in einer Katastrophe enden und der Weg ist holprig. In Kürze werden zwei alte LKWs, Sorcerer und Lazaro, wieder fit gemacht. Die beiden LKWs treten ihre Reise an und es dauert nicht lange bis sie auf ernste Probleme stoßen.

Den Streifen hatte ich schon länger auf dem Schirm. Jetzt habe ich ihn endlich mal nachgeholt. Der Film dauert 2h und es dauert fast eine geschlagene Stunde bis die Vier überhaupt den Auftrag bekommen. In den ersten 20min werden nämlich erstmal die Verbrechen gezeigt, wegen denen die Vier überhaupt geflohen sind. Die letzte Stunde besteht eigentlich nur noch aus der Fahrt durch den Dschungel. Dabei kommt es zu witzigen und gefährlichen Situationen. Wenn man bedenkt dass der Film in den 70ern gedreht wurde, ist es erstaunlich was man zu sehen bekommt. Besonders beeindruckend fand ich die brennende Ölpumpe, was bei mir auch gleich wieder Erinnerungen an den zweiten Golfkrieg geweckt hat, und ein LKW, der auf einer Hängebrücke schaukelt. Jetzt würde ich gerne die französische Verfilmung sehen. Von der hatte ich in den 90ern mal die zweite Hälfte gesehen. Das war nämlich auch einer der Gründe warum ich mir Sorcerer angeschaut habe.
 
The Dreamers (2003)

Paris! Der junge Amerikaner Matthew (Michael Pitt) studiert, fern vom heimatlichen Kalifornien, in der Stadt seiner Träume, verbringt die Zeit aber lieber damit, endlos Filmklassiker im Kino zu schauen, während es draußen auf der Straße zu brodeln beginnt: wir schreiben den Mai 1968, und die studentische Protestbewegung bereitet einen Orkan des Zorns vor, welcher das veraltete, verhasste Establishment hinwegfegen soll. Matthew lernt das Zwillingspaar Isabelle (Eva Green) und Théo (Louis Garrel) kennen - linke Cineasten wie er selbst - das ihn sofort ins Herz schließt und nach dem ersten gemeinsamen Abendessen vorschlägt, bei ihnen einzuziehen, als die Eltern verreisen. Der etwas überrumpelte Gast willigt ein, wodurch eine WG entsteht, welche sich bald in einem komplett von der Außenwelt abgeriegelten Strudel von intellektuellen Diskussionen, exzessivem Weingenuss, Sex und (psychischer) Gewalt verliert..

Bernardo Bertoluccis Drama um zwei wohlstandsverwahrloste Kinder und ihren zunächst ahnungslosen neuen Freund - dessen Liebe zum Mädchen angesichts sehr intimer, fast inzestuöser Beziehung der Zwillinge zu zerbrechen droht - mag manche Zuschauer mit sehr expliziten, z.T. ekelhaften Szenen schockieren. Getragen wird der Film mMn von Eva Greens Performance, wobei ich es schade fand, dass auf die politisch-sozialen Hintergründe jenes Mai 1968 kaum bis gar nicht eingegangen wurde; im Fokus stehen eher die Gespräche und Streitereien des Trios, dann zunehmend der Kampf Matthews darum, Isabelle zu emotionaler Emanzipation von ihrem Bruder zu verhelfen. Keiner meiner Lieblinge, aber solide.

7/10 ellbogenlangen Damenhandschuhen aus schwarzem Samt
 
Belle de Jour (1967)

Die bildhübsche, aber unnahbare Pariserin Séverine (Catherine Deneuve) findet ihr Sexualleben mit dem liebenden Ehemann Pierre (Jean Sorel) derart unbefriedigend, dass sie in Tagträumen von Szenarien voller Lust und Gewalt fantasiert. Angeregt vom Beispiel einer Freundin, die als Prostituierte arbeitet, lässt sie sich von Husson (Michel Piccoli), einem Freund ihres Mannes, die Adresse eines diskreten Bordells geben, wo "Madame" Anaïs (Geneviève Page) sofort Gefallen am schüchternen Blondschopf findet. Nach anfänglicher Überwindung arbeitet Séverine - von ihrer neuen Arbeitgeberin mit dem Namen "Belle de Jour" versehen - hinter dem Rücken Pierres jeden Tag von 14-17 Uhr im Gewerbe und wird schnell zur beliebtesten unter ihren Kolleginnen. Als sich ein Kunde, der gewalttätige Kriminelle Marcel (Pierre Clémenti), in sie verliebt und in seiner Besessenheit nach Hause verfolgt, wo er droht, ihr Geheimnis auffliegen zu lassen, kommt es zur Katastrophe..

Luis Buñuels Romanverfilmung nach einer Vorlage von Joseph Kessel beleuchtet, was jenseits der Fassade bürgerlich-biederer Konventionen lauert, deren oftmals verlogene Sexualmoral zu permanenten Spannungen unter der Oberfläche führt. In gewisser Weise hält er den Spiegel vor, denn was sonst nur Männern vorbehalten ist, tut diesmal eine Frau: die eigentlich glücklich verheiratete Séverine sucht außerhalb der eigenen vier Wände nach Abwechslung, tobt sich endlich nach Herzenslust aus, geht völlig darin auf und lässt dabei den Zuschauer als Voyeur partizipieren. Was vielleicht ein wenig aus der Handlung reißt, sind Flashbacks aus ihrer Vergangenheit (von denen einer stark auf Missbrauchserfahrungen als Kind hindeutet) und Fantasien, allerdings ist das Kritik auf sehr hohem Niveau, dem das interpretationsbedürftige Ende einen gelungenen letzten Schliff gibt, um noch ein wenig mehr zum Nachdenken anzuregen. Ich jedenfalls war begeistert. Se-hens-wert!

9/10 enthusiastisch geöffneten Champagnerflaschen
 
Adieu l'Ami/Bei Bullen singen Freunde nicht (1968)

Der Krieg in Algerien ist gerade verloren worden, die Franzosen demobilisieren, für Dr. Dino Barran (Alain Delon) und Franz Propp (Charles Bronson), zwei Ex-Fremdenlegionäre, stellt sich jetzt die Frage, was sie in Zukunft mit ihren jeweiligen Leben anfangen sollen. Propp steigt ins Rotlichtmilieu ein, während Barran von einer Bekannten namens Isabelle Moreau (Olga Georges-Picot) gebeten wird, wertvolle Dokumente in den Safe einer großen Pariser Firma zurückzulegen, bevor man diese vermisst. Dafür muss er dort kurzfristig anheuern, um an die Safe-Kombination zu kommen und den Tresor über die Weihnachtsfeiertage ungestört aufzukriegen. Propp erhält Wind von der Sache, vermutet aber fälschlicherweise, dass Barran dabei ist, einen großen Coup durchzuziehen, sodass er sich ebenfalls im Gebäude einsperren lässt. Da Barran ihn nicht mit der Wahrheit überzeugen kann, arbeiten die beiden vorerst zusammen; verkompliziert wird das Unternehmen vom regelmäßig auf Wachrundgängen umhertourenden Sicherheitspersonal -- sowie einer überraschend auftauchenden Leiche..

Jean Hermans eher unambitionierter, zäher Heist-Film hinterlässt keinen großen Eindruck, da die Handlung nicht sonderlich durchdacht daherkommt und die beiden Protagonisten etwas lustlos wirken: die knapp 100 Minuten sind gefühlt deutlich länger. Hätte ich mir sparen können.

5/10 im Kaffee versenkten Münzen
 
Roma (1972)

Rom, die ewige Stadt: Erbe eines ehemaligen Weltreichs, Zentrum der westlichen Christenheit, chaotische Metropole Italiens. In vielen kleinen, inhaltlich nur lose oder gar nicht zusammenhängenden Episoden (welche teils während des Faschismus, teils zur Entstehungszeit des Films spielen) gibt es Ausschnitte aus dem täglichen Leben und dem Miteinander der Menschen zu sehen. Episoden, die einmal mehr verdeutlichen: alles vergeht -- aber Rom bleibt..

Es ist ein bisschen wie mit den '22 Short Films About Springfield': ob einem Federico Fellinis Liebeserklärung an die italienische Hauptstadt zusagt, hängt im Wesentlichen davon ab, inwiefern einem genau wie viele "Kurzgeschichten" gefallen: mir persönlich blieben v.a. die Szene mit den wiederentdeckten Fresken, aber auch Anna Magnanis Kurzauftritt oder die Stelle mit dem Restaurant voll lauter Familien im Kopf; andere Sachen - wie etwa die extravagante Modenschau einer adeligen Dame, oder gefühlt ewig lange Einstellungen von Autobahnen - waren dagegen nicht so meins.

6/10 mit Freiern überfüllten Bordellen
 
Pierrot le Fou/Elf Uhr nachts (1965)

Ferdinand "Pierrot" Griffon (Jean-Paul Belmondo), gerade arbeitslos geworden, erlebt den von ihm so gefürchteten Albtraum monotoner bürgerlicher Existenz: unglücklich verheiratet, Kinder, Parties mit oberflächlichen Gästen und noch inhaltsloseren Gesprächen. Eines solchen Abends hat er genug und brennt mit dem Kindermädchen, seiner Ex-Freundin Marianne (Anna Karina), durch -- Richtung französischer Riviera, wo die beiden ein neues Leben beginnen wollen; finanziert wird der Weg dorthin von ihren kriminellen Eskapaden. Am Hals hat Marianne derweil Mitglieder der frankoalgerischen OAS, welche vermutet, dass sie der Schlüssel zu einem versteckten Haufen Geld ist..

Leider der schlechteste Godard, den ich bislang gesehen habe: spätestens, nachdem das Paar die Küste erreicht, wird der Film unheimlich langweilig und versucht die Laufzeit mit bizarr anmutenden Figuren, infantilen Dialogen, deplatziert wirkenden Gesangs- und Tanzeinlagen sowie eher nerviger, sehr experimentell wirkender Schnittechnik zu füllen (wofür Godard durchaus bekannt ist, mit dieser Art und exzessiven Anwendung schoss er hier aber mMn deutlich über's Ziel hinaus). Ich war froh, als der Abspann mich erlöste.

5/10 blutigen Scheren
 
Ali (2002)

Hab den Film letztes Wochenende (wieder?) gesehen.

Will Smith spielt echt gut und sieht ohne Bart und mit etwas längerem Haar gaaaanz anders als gewohnt aus. Die Figur des Mohammed Ali war ziemlich interessant, auch wenn die meisten Elemente seines Lebens (Freundschaft zu Malcolm X, Konvertierung zum Islam, Namensänderung, Weigerung in den Vietnam-Krieg zuziehen) hinlänglich bekannt sein dürften.

Boxkämpfe gab es eher wenig und meist eher kurz nur zu sehen. Einzig der erste Kampf und das Finale beim Rumble in the Jungle waren um die 10 Minuten lang. Da ich aber sowieso nicht DER Box-Fan bin IMO eher ein Pluspunkt. Lt Wikipedia wurden die Kämpfe ziemlich 1:1 nachgestellt.

Ansonsten sei noch die Musik positiv zu erwähnen. Lisa Gerhard ("Gladiator", "Insider", "Tränen der Sonne") schafft es einfach immer mit ihren ethnischen Klängen das Emotionalste herauszukitzeln.

Alles in allem wurde ich trotz fast 3 Stunden Laufzeit recht gut unterhalten:

7 von 10 Boxhandschuhen
 
The Outlaw Josey Wales (1976)

Ohnmächtig muss der zu Bürgerkriegszeiten lebende Farmer Josey Wales (Clint Eastwood) eines Tages mitansehen, wie nordstaatentreue Guerillas unter Befehl des skrupellosen Terill (Bill McKinney) über den Hof herfallen und seine Familie ermorden; von Rachegelüsten getrieben, wird er Teil einer südstaatennahen Miliz, in deren Reihen er sich mit der Zeit einen Namen als gefährlicher Killer macht. Nachdem die Konföderation den Krieg verliert, sind auch sämtliche irreguläre Einheiten dazu aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen: Wales' Vorrangiger, Captain Fletcher (John Vernon), hat zu diesem Zweck mit Senator James Lane (Frank Schofield) die förmliche Kapitulation in einem Lager der Bundestruppen ausgehandelt. Wales selbst wittert eine Falle, weshalb er eindringlich - aber vergebens - davor warnt, sich dorthin zu begeben und behält Recht: kaltblütig werden die wehrlosen Milizionäre auf Befehl Lanes per Gatling Gun niedergemäht -- verzweifelt reitet und schießt Wales wie der Teufel, kann allerdings den Tod zahlreicher Gefährten nicht verhindern, bevor er schweren Herzens, nur mit dem jungen Jamie (Sam Bottoms) bei ihm, wieder abzieht. Der wider Willen ins Gemetzel hineingezogene Fletcher soll jetzt im Bunde mit Terill und seiner Bande dabei mithelfen, den nunmehrigen Outlaw zu töten..

Clint Eastwoods Rachewestern beginnt als relativ "banale" Geschichte vom zornigen Killer, vollzieht dann aber im Laufe der über zwei Stunden den bemerkenswerten Schwung zur fast schon philosopisch angehauchten, persönlichen Odyssee eines Mannes auf der Suche nach einem neuen Sinn im Leben, deren Verlauf von vielen Figuren und (z.T. sehr gewalttätigen) Auseinandersetzungen geprägt ist.

9/10 auf dem Totenbett singenden Männern
 
Das ist einer meiner liebsten Eastwood-Streifen. Den habe ich mir nur durch Zufall angeschaut, weil mir ein Kollege mal seine Eastwood-DVD-Sammlung geliehen hat. Das ist einer dieser Filme, bei denen man am Anfang keine Ahnung hat wohin die Reise geht und man erlebt einige Überraschungen.
 
Hacksaw Rigde (2016)

Der während des Zweiten Weltkriegs spielende Film basiert auf der Geschichte des Militärsanitäters Desmond T. Doss, hier herausragend gespielt von Andrew Garfield. Doss ließ sich als Sanitäter in den Krieg einberufen um Verwundete zu retten und zu versorgen, weigerte sich aber, eine Waffe auch nur anzufassen geschweige denn abzufeuern.

Ich habe, jedenfalls bewusst, noch nicht viele Filme gesehen, die von Mel Gibson inszeniert wurden - dieser hier beflügelt aber den Eindruck, dass er ein deutlich besserer Regisseur als Schauspieler ist. Es ist auffallend und ästhetisch sehr ansprechend und kunstvoll, wie hier mit Kontrasten gespielt wird. Während die anfänglichen Szenen, die Desmond Doss in seiner Heimat und beim Kennenlernen seiner großen Liebe zeigen, in auffällig satten, kräftigen Farben gehalten sind, ist das Geschehen an der Kriegsfront auf Okinawa in düsteren, schmutzigen Tönen gehalten - kaum zu glauben, dass es sich dabei um ein- und denselben Film handelt und diese beiden Stile auch noch so authentisch kombiniert werden konnten. Der Cast ist vorzüglich, neben Andrew Garfield brilliert in erster Linie Hugo Weaving als von seinen Kampfeinsätzen im Ersten Weltkrieg traumatisierter Familienvater Tom Doss. Mit Sicherheit eine der besten und eindringlichsten Performances, die man von Hugo Weaving je zu sehen bekam.

Der Film weist interessanterweise deutliche Parallelen zum Klassiker "Full Metal Jacket" auf - ob es sich dabei um bewusste Anspielungen oder Hommagen handelt, sei dahingestellt, aber die Zitate lassen schwerlich annehmen, dass es sich um Zufälle handelt. Die Szenen der Militärausbildung inklusive Schikane und Psychoterror seitens eines lautstarken und vulgären (am Ende, anders als bei "Full Metal Jacket" unter der Oberfläche aber doch recht menschlichen) Ausbilders wecken jedenfalls starke Assoziationen zum Meisterwerk Stanley Kubricks.

Ebenfalls auffallend ist eine ganz ähnlich geartete Zweiteilung des Films. Während im ersten Teil die Situation vor Doss' Weg zum Militär und dann eben die Zeit im Ausbildungslager im Fokus steht, geht es relativ genau bei der Hälfte, wie eben bei "Full Metal Jacket", direkt in das martialische Kriegsgeschehen. Dazu inszeniert Mel Gibson wohl eine der grausamsten Filmschlachten überhaupt. Hier werden schonungslos Gesichter zerschossen, Körperteile weggesprengt und Menschen mit dem Flammenwerfer verbrannt. Die Kamera fängt jedes grausige Detail ein und spart nichts aus. Oft wird die hier gezeigte Schlacht mit der Eröffnungsschlacht aus "Saving Private Ryan" am D-Day in der Normandie verglichen, die ebenfalls für ihre schonungslose Darstellung bekannt ist. Ich denke aber, dass "Hacksaw Ridge" hier nochmal ein Stück weiter geht. Das muss man natürlich vertragen können, es ist aus meiner Sicht aber genau diese rücksichtslose, ungeschönte Inszenierung, die die Darstellung von Kriegsszenerien braucht. Es ist unangenehm, dem zuzusehen, aber genau das soll es auch sein. Positiv fällt in diesem Zusammenhang auch auf, dass dem Film jedwede Beschönigung fehlt und er auch weitgehend auf bei einem Hollywood-Kriegsfilm zu befürchtende Schwarz-Weiß-Malerei à la "Wir sind die Guten, dort sind die Bösen" verzichtet. Es kämpfen US-Soldaten gegen Japaner, der Film inszeniert dies aber nicht als Kampf zwischen Helden und Bösewichten, sondern als beiderseits völlig entmenschlichtes und fürchterliches Abschlachten. Und inmitten des Getümmels befindet sich Andrew Garfields Desmond Doss, der sich um Verwundete auf beiden Seiten kümmert und einen kleinen Hoffnungsschimmer inmitten all der enthemmten Grausamkeit bietet.
 
Ich hab eben „Brightburn“ auf Netflix gesehen. Ich muss schon sagen, der Ansatz eines düsteren Anti-Superman gefällt mir besser als alles was ich bisher zum „Man of Steel“ gesehen habe.
Zwar ging mir der Wandel zum ultimativen Bösen etwas schnell, und Brandon hat vielleicht etwas zu schnell all seine Superhelden-Techniken entdeckt und perfektioniert. So ein bisschen Anlaufschwierigkeiten wie bei Spider-Man hätte da vielleicht nicht geschadet. Dennoch, eine gelungene Geschichte, und jetzt wünscht man sich doch fast eine Crossover Story in der ein Clark Kent versucht, Brandon Breyer aufzuhalten.

Fazit 08/10
 
Vivre Sa Vie/Die Geschichte der Nana S. (1962)

In der Hoffnung, Karriere im Showbusiness zu machen, hat Nana Kleinfrankenheim (Anna Karina), Angestellte in einem Plattenladen, gerade Mann und Sohn verlassen; sämtliche Versuche, ihren Traum zu erfüllen, scheitern jedoch. Was hingegen floriert, sind finanzielle Sorgen der jungen Frau: Nanas Vermieterin verweigert den Zutritt zur Wohnung, ihre Arbeitskollegen leihen kein Geld her, selbst der simple Versuch eines Handtaschendiebstahls geht in die Hose. Zu Hilfe eilt purer Zufall, als sie von einem Passanten für eine Prostituierte gehalten wird und spontan mitspielt. Auf den Geschmack gekommen, lernt die "Neue" über Freundin/Kollegin Yvette (Guylaine Schlumberger) den Zuhälter Raoul (Sady Rebbot) kennen, für welchen sie zu arbeiten einwilligt. Die Kooperation ist fruchtbar, das Geschäft brummt, Nana entwickelt sogar Gefühle für Raoul und plant, auszusteigen -- doch dieser hat ihr etwas Wichtiges mitzuteilen..

Jean-Luc Godards mitnehmende Geschichte vom sozialen Abstieg einer Frau, die sich leichtsinnig und in völliger Verkennung der Realität verpokert, ist in zwölf Kapitel gegliedert, deren jedes zunächst mit Schrifteinblendungen angekündigt wird, was etwas von Stummfilmcharakter hat, das kurze (knapp 1 1/2-stündige) Werk also noch weiter in "Häppchen" unterteilt. Gewisse dokumentarische Begleitung bietet eine sehr gelungene Stelle, als Raoul Nana (bzw. dem Zuschauer) die Basics ihres Handwerks näher erläutert. Weiters gibt es gegen Ende ein Gespräch der Protagonistin mit Philosoph Brice Parain über Liebe, menschliche Natur -- und es ist die beste Szene des Films.

(Auch hier sieht man eine merkwürdige Tanzeinlage - aber sie ist diesmal herrlich "gelungen"!)

8/10 E. A. Poe-Geschichten
 
Little Monsters (2019)

Dave (Alexander England) ist der Modelltyp eines in den 30ern steckenden Mannes, der sich weigert, erwachsen zu werden und an den Punkt kommt, an dem ihm das auf die Füße fällt. Seine langjährige Freundin setzt ihn vor die Tür und da er als Musiker finanziell er schlecht betucht ist, zieht er vorläufig bei seiner alleinerziehenden Schwester Tess und ihrem Sohn Felix (Kindergartenalter) ein. Einsicht und Elan findet er dort zwar nicht, dafür stößt er in Felix Schule auf die strahlende Erzieherin Audrey Caroline (Luptia Nyong’o). In die verliebt er sich auf den ersten Blick und mit dem kommenden Schulausflug bietet sich die optimale Gelegenheit, seinem „insta-crush“ näher zu kommen. Unglücklicherweise läuft es bei dem Ausflug auf eine lokale Zombie-Epidemie im Freizeitpark hinaus, und um Panik unter den Kindern zu vermeiden, versuchen Dave und Audrey, alles als Spiel zu vertuschen, während sie um ihr aller Überleben kämpfen.

Der Film entstand unter Regisseur und Drehbuchautor Abe Forsythe (zuletzt vorgesehen für eine RoboCop-Fortsetzung) und ist u.a. seine persönliche Danksagung an die Lehrer und Erzieher seines eigenen Sohnes. Die Zombies sind lediglich das nächstliegende Stilmittel und nicht der eigentliche Punkt, weshalb man trotz des etablierten Szenarios keinen typischen Vertreter des Genres erwarten sollte. Forsythe versucht stattdessen das Verhältnis von Erwachsen und Kindern und deren Perspektiven in den Mittelpunkt zu rücken; hier hat der Film seine Stärken. Erwachsene, die Kindern Sicherheit geben wollen und gleichzeitig an und mit diesen wachsen, alles sehr herzlich inszeniert. Lupita Nyong’o spielt gewohnt bezaubernd die liebevolle, gewissenhafte Kindergärtnerin, wohingegen Alexander England das konträre, kotzbrockige Gegenstück mimt, der in seinem Herzen aber auch nur seinen Platz finden möchte und hier ein spätes Coming-of-Age erlebt. Die Arcs der beiden Figuren sind alles andere als unkalkulierbar und manövrieren sie entsprechend aufeinander zu, was in einem Film, der einem ein gutes Gefühl geben möchte, passend ist, aber eben auch schon tausendfach gesehen.

Das Herz hat er unbestritten am rechten Fleck, nur ist er in seiner Ansprache für mich nicht immer konsistent, wenn auf zuckersüße Szenen ein bizarrer, sehr vulgärer Josh Gad folgt. Mir ist klar, welche Funktion seine Figur hat, doch für mich passt es vom Ton her nicht zusammen. Ebenso hackt es auch beim Spannungsaufbau, der in einigen Szenen sehr gut funktioniert und dann wieder nicht, vor allem weil es dann eben doch alles in gewohnten Bahnen läuft.

Für Kinder ist „Little Monsters“ zu explizit, für mich etwas teilweise zu kitschig und im Marketing leider nicht ehrlich, denn die groß auf dem Filmplakat und in den Trailern platzierte Nyong’o spielt nach England nur die zweite Geige, ist aber trotzdem das Beste an dem Streifen.
 
Badlands (1973)

Gegen den Willen ihres Vaters (Warren Oates) verguckt sich die einsame Teenagerin Holly Sargis (Sissy Spacek) in den Außenseiter Kit Carruthers (Martin Sheen); Treffen finden daher nur heimlich statt. Nachdem Kit unangekündigt bei Holly auftaucht und vom Vater erwischt wird, eskaliert die Situation, als der junge Mann den älteren wegen seiner Drohung, die Polizei zu verständigen, erschießt. Für das Paar gibt es danach kein Zurück mehr: es fackelt den Tatort ab, brennt durch -- und Mr. Sargis' Ermordung wird nur zum Auftakt einer ganzen Serie, während der noch einige unglückliche Zeitgenossen den Tod durch Kits abzugfreudigen Finger finden...

Terrence Malicks Regiedebüt braucht am Anfang ein wenig Zeit, um in die Gänge zu kommen, legt dann aber umso furioser nach. Die moderne Bonny-und-Clyde-Geschichte, welche keinen romantisierenden oder gar folkloristischen Hehl um sinkende Hemmschwellen, Gewalt und ihre Folgen (vom schwer gestörten Vater-Tochter-Verhältnis hin zu Kits Tötungen wegen absoluter Nichtigkeiten) macht, wusste mich wirklich zu unterhalten.

8/10 riesigen Baumhäusern für zwei
 
Dai-bosatsu Tōge/ The Sword of Doom (1966)

Samurai Ryonosuke Tsukue (Tatsuya Nakadai) ist ein herausragender, aber ebenso unmoralischer Schwertkämpfer, dem man aufgrund seiner Fähigkeiten schwerlich etwas anhaben kann. Obwohl er der Frau eines Kontrahenten im Wettkampf verspricht, gegen deren Mann zu verlieren, wenn sie ihm für eine Nacht gefügig ist, tötet er seinen Gegner, nachdem dieser vor dem Duell von der Abmachung erfuhr, die Frau verstieß und ihn noch nach dem offiziellen Schiedsspruch zu attackieren versuchte. Tsukue zieht von dannen und wird Teil shoguntreuer Einsatzkräfte, deren Repertoire auch Auftragsmorde umfasst, sollte es der Stabilisierung herrschender politischer Gegebenheiten dienen. In dieser Funktion begegnet er völlig unverhofft Hyoma Utsuki (Yūzō Kayama), dem jüngeren Bruder des von ihm im Schaukampf Erschlagenen, welcher in der Schule des Meisters Toranosuke Shimada (Toshiro Mifune) Unterricht gibt. Utsuki ist auf Rache aus und Tsukue will ihm die Möglichkeit gewähren. Doch unvorhergesehene Ereignisse spielen dazwischen...

Kihachi Okamotos Film hat einige Stärken - die sensationelle Kameraführung, viel Action, Nakadais und Mifunes darstellerischen Leistungen - aber leider auch große Probleme. Die größte Schwäche ist, dass er nicht fertig wirkt. Ich habe gelesen, dass ein ursprünglich geplantes Sequel nicht mehr umgesetzt wurde, im Grunde eine Erklärung. Die allerletzte Szene lässt jedoch, soll sie nicht an Glaubwürdigkeit verlieren, keinerlei Fortsetzung zu.

Dass der arg verletzte Tsukue aus dem Hinterhalt mit scheinbar immer gleich bleibender Anzahl von Angreifenden noch herauskommt, ist unmöglich. Da hilft auch kein Sequelgedanke.

Ebenfalls ärgerlich: der (zumindest mMn) völlig uninteressante Nebenstrang um die Enkelin des zu Beginn von Tsukue ermordeten alten Pilgers. Er trägt nichts bei und frisst unnötig Zeit.

Und, leider ebenfalls Mogelpackung:
Der finale Showdown mit Utsuki bzw. Shimada findet einfach nicht statt. Die Figuren "verschwinden" aus dem Film.

Vielleicht in Hinblick auf die einst geplante Fortsetzung; nur kommen wir damit wieder auf die Schlusszene zu sprechen, welche kaum Interpretationsspielraum lässt.:zuck:

Alles in allem also eine sehr seltsame Geschichte, und was die Bewertung angeht, musste ich ordentlich grübeln, werde das Werk daher irgendwann bestimmt noch einmal sichten. Aus Respekt an einige wirklich sehenswerte Momente (nervenraubend war, wie erwähnt, nur die langweilige Enkelin-Story), gebe ich vorerst

7/10 schriftlichen Herausforderungen
 
The Descendants

Nachdem der Film bald von Prime verschwinden soll, hab ich ihn dieses Wochenende nachgeholt.

Ich mag solche Familien-Zusammenfinden-Filme, da ich diese meist sehr schön finde. "The Descendants" war hierbei definitiv keine Ausnahme. George Clooney hat sehr gut gespielt und ich verstehe ich Oscar Nominierung sehr gut. War sicherlich eine schwierige Situation für seinen Charakter mit der an Maschinen hängenden Frau, welche ihn betrogen hat. Das "Gspusi" war so richtig schön unsympathisch.

Dazu gab es einige gute Witze (wenn auch kaum echte Schenkelklopfer) mit den süßen Töchtern und schöne Landschaftsaufnahmen von Hawaii.

Alles in allem fühlte ich mich für 2 Stunden sehr gut unterhalten:

7,5 von 10 Punkten!



Stephen King's The Mist (Der Nebel)

Hab den Film dieses Wochenende (zugegeben) zum ersten mal erst geguckt und bin ziemlich begeistert.

Atmosphärisch war der Film unglaublich dicht und sauspannend. Fast mehr Charakterstudie und Katastrophenfilm denn Horror (erinnerte von dem her an "Train to Busan"). Trotzdem gab es überraschend viel Splatter, dass es mich wundert, wie der Streifen mit FSK16 durchgehen konnte. Die Effekte waren tlw. nicht die Besten, aber geschenkt.

Vor allem das Ende fand ich genial und soll Stephen King besser als sein eigenes gefallen. Einfach nur ein großes WTF, bitterböse und von Thomas Jane oscarreif gespielt. Dazu war die Musik dabei toll.

Ansonsten hat es mich gewundert, dass so viele TWD-Darsteller im Film vorkamen: Andrea, Dale, sogar Carol. Ist ja auch von Frank Darabont, der auch die ersten TWD-Folgen inszinierte.

Alles in allem großes Kino und einer der besten Horror-Filme dieses Jahrhunderts:
9 von 10 Punkten!
 
About Schmidt

Hab den Film - politischem Anlass mit Schmidts Rücktritt sei Dank
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) - gestern zum ersten mal gesehen.

Jack Nichelson spielt hervorragend und wäre einen Oscar wert gewesen. Dazu waren seine Briefe an den Waisenjungen, der natürlich kein Wort davon versteht, ganz witzig und eine gelungene Parodie auf den Durchschnitts-Amie. Alleine schon der erste, wo er sich über seine Pensionierung und seine Frau beschwert. Oder wie arm die Indianer denn nicht waren und gleich darauf Buffalo Bill war ein toller Mensch
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.

Das letzte Drittel mit der sexsüchtigen Schwiegermutter seiner Tochter (herrlich Kathy Bates) war ebenfalls gelungen. Hier hätte man etwas mehr auf die Tränendrüse drücken können, indem Schmidt nicht nur versucht das Beste zu tun, als er bei der Hochzeits-Rede die neue Familie seiner Tochter lobt, sondern tatsächlich seinen Frieden mit der Hochzeit geschlossene habe.

Das Ende mit dem Brief von der Nonne und dem Bild des Waisenjungen (der natürlich nicht lesen kann) hat mir gefallen. Schöne letzte Einstellung der weinende Schmidt.

Leider war der Film neben all den klasse Elementen auch recht langatmig. Gerade im ersten Drittel merkte man als Zuseher geradezu die Tristigkeit von Schmidts Leben. War zwar natürlich beabsichtigt, aber man hätte den Zuseher damit nicht so lange langweilen müssen. Insgesamt hätte dem Film etwas mehr Tempo (also 15 bis 20 Minuten weniger Laufzeit) wohl gutgetan.

7 von 10 Trips in die Vergangenheit!
 
Zuletzt bearbeitet:
Per qualche dollaro in più/Für ein paar Dollar mehr (1965)

Manco (Clint Eastwood) ist Kopfgeldjäger -- eine Profession, für die es im alten Westen an Aufträgen nun wahrlich nicht mangelt. Kaum einer entkommt dem schweigsamen Zigarrenraucher, sobald dieser sich einmal an die Fersen eines neuen Ziels geheftet hat. Die größte Prämie steht auf den psychopathischen El Indio (ein Gian Maria Volonté in Hochform) aus, dessen Bande (u.a. ein buckliger Klaus Kinski :D) auf Bankräube spezialisiert ist und ihr Oberhaupt gerade aus dem Gefängnis befreit hat. Noch bevor Manco die Jagd richtig beginnen kann, kommt ihm ein als Colonel Mortimer (Lee Van Cleef) bekannter Kollege in die Quere. Dieser schlägt vor, zusammenzuarbeiten, was Manco nach einigem Abwägen akzeptiert. Mortimers Vorschlag: er soll zunächst El Indios Clique infiltrieren..

Ach Gott, das ist tatsächlich meine erste Sichtung seit gut 15 Jahren (2006?:verwirrt: Wo ist die Zeit nur hin?). Sergio Leones zweiter Teil der Dollar-Trilogie hat den Low-Budget-Look des Vorgängers sichtlich überwunden, ist aber auch inhaltlich eine deutliche Steigerung zu dem von Kurosawa abgekupferten Erstlingswerk (das ich, um nicht missverstanden zu werden, ebenfalls liebe).

Was mir besonders gefiel: Per qualche.. wandelt sich im Laufe der zwei Stunden schrittweise zu Lee Van Cleefs großem Auftritt. Gewissermaßen ist es sogar sein Film; am eindrücklichsten verdeutlicht durch Eastwoods demonstratives Zurücktreten vom finalen Duell hin zur Rolle des Schiedsrichters (ungewohnt, aber angesichts der Story passend).

Ein (kleiner, aber doch) Kritikpunkt: obwohl ich Fan der Person Volonté bin und er seinen Job als von persönlichen Dämonen gemarteter Mörder wieder einmal großartig macht, hätte ich etwas Abwechslung im Casting gutgeheißen (wie auch bei LVC im Nachfolger).

Morricones Theme zu El Indio mit heftigen Orgeleinsätzen (das Phantom der Oper lässt grüßen) war das für mich stärkste musikalische Stück eines ohnehin sehr soliden Scores.

9/10 Spieluhren
 
Flammendes Inferno

Als langjähriger Feuerwehrmann fast eine Schande, dass ich diesen Klassiker aus den 70ern erst jetzt gesehen habe. Der Film hat mir aber sehr gut gefallen.

Die erste Hälfte war vielleicht noch etwas langatmig. Vor allem die Charaktereinführung die ersten 45 Minuten hätte man sicherlich etwas kürzen können, damit der Film nicht fast 3 Stunden dauert. Doch ab dem Zeitpunkt, wo der Brand außer Kontrolle gerät, ist der Film einfach nur großes Kino.

Die Effekte sind heute noch atemberaubend und wunderschön (kein schlechtes CGI-Feuer wie heutzutage meist bei Hollywood-Produktionen). Die Spannung ist auf einem konstant hohen Level und man weiß nie, wer als nächster draufgeht (den Tod des eingeschlossenen Liebespaares fand ich sehr bedrückend). Dazu kommt, dass der Film bei der Darstellung des Brandes und dessen Bekämpfung sehr realistisch ist, wenn ich ihn mit anderen Filmen wie "Backdraft", "Im Feuer" oder letztens "Only the Brave" vergleiche.

Einziger Minuspunkt, wenn man so will, ist die eher unspektakuläre John-Williams-Musik. Da er dafür Oscar-nominiert wurde, hätte ich mir dahingehend mehr erwartet. Die Moral-Botschaft am Ende war vielleicht auch etwas vorschlaghammermäßg und die Chars klischeehaft bis zum geht nicht mehr, aber geschenkt.

Gute
8 von 10 Punkten!
 
Mother (2009)

Die alleinerziehende Mutter Yun Hye-ja lebt mit ihrem geistig behinderten Sohn Yun Do-jun in ärmlichen Verhältnissen. Nachdem ein Mädchen aus der Nachbarschaft, Ah-jeong, ermordet aufgefunden wird, führt die Spur der Polizei schnell zu Do-jun, der als einziger Verdächtiger verhaftet und zu einem Geständnis genötigt wird. Von der Unschuld ihres Sohnes überzeugt, setzt Hye-ja alles daran, ihren Sohn aus dem Gefängnis zu bekommen. Nachdem alle Versuche, unter anderem die Konsultierung eines Anwaltes, scheitern, verlässt sie, nicht zuletzt unter dem Einfluss des zwielichtigen Jin-tae, eines Freundes Do-juns, jedoch zunehmend die Wege der Legalität.

Der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho ist hierzulande wohl vor allem seit seinem Meisterwerk "Parasite" (unbedingte Empfehlung, falls noch nicht gesehen!) bekannt, das 2019 erschien und verdientermaßen mit Lob geradezu überhäuft wurde. Der immerhin zehn Jahre ältere Film "Mother" verdeutlicht aber, dass Bong Joon-ho schon vor diesem Durchbruch durchaus bemerkenswerte Filme gemacht hat. Der grundlegende Plot ließe einen einfach gestrickten Krimi vermuten, was auch nicht ganz unzutreffend ist, dem Film aber keineswegs gerecht wird. "Mother" geht nach dem "Whodunit?"-Prinzip vor, welches dann auch eine durchaus nicht ganz erwartbare Auflösung erfährt. Im Mittelpunkt stehen aber vor allem sehr sozialkritische Töne und die Studie der bedingungslosen, aufopferungsvollen Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Bei diesen Aspekten macht es der Regisseur, wie man das eventuell von "Parasite" her kennt, allerdings weder sich noch dem Zuschauer all zu einfach, sondern er legt die Geschichte und ihre Entwicklung durchaus vielschichtig an. Kunstvolle Bilder, teils unerwartet einsetzender Humor, ein gewisses Maß an Surrealismus (bereits die Eröffnungsszene stellt vor vollendete Tatsachen und verdeutlicht, dass man es nicht gerade mit einem konventionellen Film zu tun hat) und nicht zuletzt die grandiose Leistung der Hauptdarstellerin Kim Hye-ja bereichern das Werk zusätzlich. "Mother" ist zwar nicht ganz so hervorragend wie "Parasite" (das wäre aber auch viel verlangt), dennoch handelt es sich auch hier um einen sehr starken auf seine Art und Weise besonderen Film.
 
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