Crimson
The great Cornholio
Der Goldene Handschuh (D, 2019)
Hamburg St. Pauli in den frühen 70er Jahren. In der Kneipe "Zum Goldenen Handschuh", geöffnet 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag, trifft sich der absolute Bodensatz vom Kiez. Verkrachte Existenzen, Säufer, abgehalfterte Huren, gestrandete Matrosen, die sich hier dem Suff hingeben und nach ein wenig Halt suchen. Darunter auch der auf den ersten Blick schüchterne Hilfsarbeiter Fritz Honka. Dieser hat jedoch ein düsteres Geheimnis, und tötet zwischen 1970 und 75 in seiner verlotterten Mansardenwohnung vier Frauen, die ebenfalls zur untersten Unterschicht gehören, und die niemand vermisst. Die zerstückelten Leichen versteckt er in Verschlägen unter der Dachschräge, und versucht den Gestank mit Unmengen an Wunderbäumen und Raumspray zu überdecken. Die nur durch Zufall ans Licht gekommene Mordserie ist eines der bizarrsten Verbrechen im Nachkriegsdeutschland, und wurde seinerzeit von einem riesigen Medienecho begleitet.
Der Stoff diente 2016 dem Schriftsteller Heinz Strunk als Vorlage für einen vielbeachteten Roman, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand ein eine Verfilmung wagt.
Diese wurde durch Regiesseur Fatih Akin, der auch das Drehbuch schrieb 2019 realisiert. Das Ergebnis ist jedoch eher schlecht als recht. Strunks Roman lebt von den Zwischentönen, davon, dass er auch dem verkommensten Subjekt, und dem elendigsten Säufer stets einen Moment der Würde lässt. Dabei gelingt ihm der Spagat, selbst die widerwärtige Hauptfigur als gebrochenen Charakter darzustellen, ohne der Faszination des Serienmörders anheim zu fallen, was bei solchen Stoffen schnell passieren kann. Akin gelingt das in keiner Sekunde. Er spult in voyeuristischer Manier ein Panoptikum an Absonderlichkeiten ab, welches stellenweise kaum zu ertragen ist. Jonas Dassler als Honka stapft, unter gefühlt einem Zentner Make-Up wie ein moderner Quasimodo durch den Kiez der 70er Jahre, während die Mordopfer, die dem misogynen Schlächter zum Opfer fallen, konturlose Statistinnen bleiben, die halt dran glauben müssen, weil die Vorlage das verlangt. Dadurch, dass Akin eine junge Abiturientin, die so in der Vorlage nicht vorkommt, als eigentliches, unerreichbares Objekt der Begierde Honkas in die Story einbaut, könnte zudem der Eindruck entstehen, dass Akin die Opfer, allesamt verlebte, und alkoholkranke ältere Frauen, zusätzlich abwertet.
Respekt gebührt allein den Sezenenbildnern, die Honkas versiffte Bude sehr originalgetreu nachgebildet haben, und man gottfroh sein kann, dass es kein Geruchsfernsehen gibt.
Wer sich für den Stoff interessiert, sollte aber auf jeden Fall zum Roman, und diversen Dokus über den Fall greifen, die im Netz zu finden sind.
C.
Hamburg St. Pauli in den frühen 70er Jahren. In der Kneipe "Zum Goldenen Handschuh", geöffnet 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag, trifft sich der absolute Bodensatz vom Kiez. Verkrachte Existenzen, Säufer, abgehalfterte Huren, gestrandete Matrosen, die sich hier dem Suff hingeben und nach ein wenig Halt suchen. Darunter auch der auf den ersten Blick schüchterne Hilfsarbeiter Fritz Honka. Dieser hat jedoch ein düsteres Geheimnis, und tötet zwischen 1970 und 75 in seiner verlotterten Mansardenwohnung vier Frauen, die ebenfalls zur untersten Unterschicht gehören, und die niemand vermisst. Die zerstückelten Leichen versteckt er in Verschlägen unter der Dachschräge, und versucht den Gestank mit Unmengen an Wunderbäumen und Raumspray zu überdecken. Die nur durch Zufall ans Licht gekommene Mordserie ist eines der bizarrsten Verbrechen im Nachkriegsdeutschland, und wurde seinerzeit von einem riesigen Medienecho begleitet.
Der Stoff diente 2016 dem Schriftsteller Heinz Strunk als Vorlage für einen vielbeachteten Roman, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand ein eine Verfilmung wagt.
Diese wurde durch Regiesseur Fatih Akin, der auch das Drehbuch schrieb 2019 realisiert. Das Ergebnis ist jedoch eher schlecht als recht. Strunks Roman lebt von den Zwischentönen, davon, dass er auch dem verkommensten Subjekt, und dem elendigsten Säufer stets einen Moment der Würde lässt. Dabei gelingt ihm der Spagat, selbst die widerwärtige Hauptfigur als gebrochenen Charakter darzustellen, ohne der Faszination des Serienmörders anheim zu fallen, was bei solchen Stoffen schnell passieren kann. Akin gelingt das in keiner Sekunde. Er spult in voyeuristischer Manier ein Panoptikum an Absonderlichkeiten ab, welches stellenweise kaum zu ertragen ist. Jonas Dassler als Honka stapft, unter gefühlt einem Zentner Make-Up wie ein moderner Quasimodo durch den Kiez der 70er Jahre, während die Mordopfer, die dem misogynen Schlächter zum Opfer fallen, konturlose Statistinnen bleiben, die halt dran glauben müssen, weil die Vorlage das verlangt. Dadurch, dass Akin eine junge Abiturientin, die so in der Vorlage nicht vorkommt, als eigentliches, unerreichbares Objekt der Begierde Honkas in die Story einbaut, könnte zudem der Eindruck entstehen, dass Akin die Opfer, allesamt verlebte, und alkoholkranke ältere Frauen, zusätzlich abwertet.
Respekt gebührt allein den Sezenenbildnern, die Honkas versiffte Bude sehr originalgetreu nachgebildet haben, und man gottfroh sein kann, dass es kein Geruchsfernsehen gibt.
Wer sich für den Stoff interessiert, sollte aber auf jeden Fall zum Roman, und diversen Dokus über den Fall greifen, die im Netz zu finden sind.
C.