Zuletzt gekaufter/gesehener Film - Allgemeiner Filmthread

Battle Royale (2000)

Um die Jahrtausendwende befindet sich Japan wirtschaftlich und sozial in einer prekären Lage. Die Arbeitslosenquote ist auf einem Höhepunkt, die Jugend ist respektlos den älteren Generationen gegenüber und nicht willens, ihren schulischen Pflichten nachzukommen. Abhilfe soll das BR-Gesetz schaffen: Einmal jährlich werden die Schüler einer zufällig ausgewählten Klasse auf eine abgelegene Insel gebracht und mit verschiedenartigen Waffen und Ausrüstung ausgestattet, um sich gegenseitig zu töten. Lebend von der Insel schafft es nur der oder die letzte Überlebende.

Wer sich durch die Prämisse dieses japanischen Films an „The Hunger Games“ erinnert fühlt, liegt richtig. Es hat seinen Grund, warum dem Hollywoodfilm von 2012 bzw. dessen Buchvorlage Ideenklau vorgeworfen wurde. Nicht nur die Ausgangslage, sondern auch ganze Charaktere erinnern frappierend an das japanische Original. Während es sich bei „The Hunger Games“ trotz der sozial- und medienkritischen Untertöne schlussendlich aber um einen gut konsumierbaren Mainstream-Blockbuster handelt, arbeitet „Battle Royale“ die Prämisse wesentlich konsequenter und schonungsloser aus. Das bezieht sich längst nicht nur auf die ungeschönten, brutalen Tötungssequenzen, die das Szenario unweigerlich mit sich bringt. Eine der größten Stärken des Films ist es, die unterschiedlichen Arten zu zeigen, mit der die unfreiwilligen Kombattanten an die Situation heran- bzw. mit ihr umgehen. Neben den rational denkenden, vom Überlebenswillen angetriebenen Schülern, die sich sofort daran machen, so viele "Gegner" wie möglich auszuschalten, gibt es solche, die sich dem Wahnsinn gar nicht erst aussetzen wollen und stattdessen den Freitod wählen. Dann gibt es solche, die ihre Mitschüler dazu aufrufen, das gegenseitige Töten einzustellen, sich zusammenzuschließen und gemeinsam einen Ausweg zu suchen, aber auch solche, welche die Situation ausnutzen, um schon länger schwelende Konflikte und Meinungsverschiedenheiten mit bestimmten Mitschülern endgültig zu „klären“. Und manche erkennen erst im Angesicht des mit hoher Wahrscheinlichkeit kurz bevorstehenden Todes die Notwendigkeit, geheim gehaltene Gefühle zu gestehen. Der Film präsentiert ein sehr diverses Bild über den Umgang mit und die Reaktionen auf Extremsituationen und lässt darüber fein eingestreuten Subtext verlauten.

Allein, gänzlich frei von Schwächen ist „Battle Royale“ nicht. Neben der einen oder anderen etwas überzogenen schauspielerischen Leistung, die er sich zu Schulden kommen lässt, ist er gefühlt auch ein Stück zu lang geraten. Innerhalb der ca. zwei Stunden Lauflänge nimmt er sich, anders als später das Hollywood-Pendant, nur wenig Zeit, um zum Kern der Sache zu kommen. Von da an ist das Tempo sehr hoch, da praktisch dauernd die nächste Konfrontation ansteht. Einige der isoliert dargestellten, sich vor allem um Randfiguren drehenden Auseinandersetzungen sind aber eher Stückwerk und tragen wenig bis nichts zum Wesentlichen bei. Eine Straffung um ca. 20 Minuten hätte dem Film sicher nicht geschadet. Trotz dieser Mäkel handelt es sich bei „Battle Royale“ um einen sehr gelungenen, wenn auch nicht gerade angenehm anzusehenden Film, der weniger bekannt ist als das berühmte Quasi-Remake, die Thematik aber zweifellos klüger und raffinierter angeht.
 
Der Seewolf (2008)

Kenne die 70er-TV-Fassung nicht, aber hab mir vor kurzem auf Tele5 die 2008er Version mit Thomas Kretschmann angesehen. Soll die bis dahin buchnähste Verfilmung des Stoffs sein.

Positiv ist Kretschmanns schauspielerische Leistung und sind die Bilder zu nennen. Auch dürfte die Buchtreue Fans freuen. Was mir weniger gefallen hat, dass der Film doch recht langatmig war (wie muss das dann erst bei 6 statt 3 Stunden sein?). Dazu kommt, dass mir manche Darsteller für Amerikaner zu "piefkenesisch" gesprochen haben. Man merkt hierbei, dass es ne dt. TV-Produktion ist.

Alles in allem für einmal ansehen ganz nett. Als 2 Stunden Film hätte es vielleicht ein echt guter Abenteuerfilm werden können. So "nur" schwache
6 von 10 vom Haifisch abgebnissenen Füßen!


Shackleton: Verloren im Eis

Und noch ein Seeabenteuer.

Hab den Film letzte Woche gesehen. Den ersten Teil hätte mal wohl um die Hälfte kürzen können, dauert es alleine rund eine Stunde bevor das Schiff überhaupt ablegt. Erst beim Cliffhanger zu Teil 2 strandet man im Eis.

Teil 2 ist aber "großes Kino". Die Effekte sahen für ne TV-Produktion 1A aus und erinnerten an "The Terror". Alleine der endültige Untergang stand Kinoproduktionen nichts nach. Dazu kommt, dass man sich extrem nahe an die Ereignisse gehalten hat. Hab erst das Buch dazu gelesen und nicht nur, dass fast jede einzelne Episode darin auftaucht, sind auch die Dialoge tlw. 1:1. Da war man näher als die Liam-Neeson-Dokumentation dran, wo mehr ausgelassen wurde.

Kenneth Branagh hat ebenfalls sehr gut gespielt. Insgesamt waren die (britischen?) Schauspieler sehr gut ausgewählt.

Schwache
8 von 10 Punkten (wie gesagt, etwas kürzen hätte man können - über 3 Std. Laufzeit beide Teile zusammen wäre nicht nötig gewesen)!


Was das Herz begehrt

Hab den Film letztes Wochenende geschaut (fehlen mir nicht mehr viele Jack-Nichelson-Streifen, hat der Gute seit über 10 Jahren keinen Film mehr gedreht
wink.gif
).

War stellenweise schon ganz witzig. Alleine Nichelsons Gesichtsausdrücke sprechen oft Bände. Die Wandlung vom Junge-Mädchen-Womanizer, der sich in eine ältere Frau verliebt war nachvollziehbar und herzerwärmend gezeichnet. Diane Keatons Weinausbruch fand ich aber eher nervig denn lustig.

Ansonsten hatte der Film in der zweiten Hälfte ein paar Längen. Deren Wiederfinden ging dafür ganz zum Schluss aber etwas schnell.

Fazit: Nette Rom-Kom:
7 von 10 Punkten!
 
Der Geist und Dunkelheit (1996)

John Patterson (Val Kilmer) und später Charles Remington (Michael Douglas) jagen menschenfressende Löwen in Afrika. Der Film, eine Mischung aus historischem Abenteuer und Tier/Monster-Thriller, beruht auf den Ereignissen um die Tsavo Man-Eaters: Zwei männlichen Löwen, die 1898 nach modernen Schätzungen ca. 30 Arbeiter eines Schienenbauprojektes des British Empire töteten.

Bedingt durch die technischen Möglichkeiten steckt sehr viel handgemachte Filmkunst in dem Werk von Regisseur Stephen Hopkins. Bereits in den ersten weiten Aufnahmen des Camps wird deutlich, was für ein Aufwand betrieben worden sein muss, um das Set zu errichten, an dem anschließend 5 Monate gedreht wurde; sogar eine echte Dampflok ließ man anliefern. Die Löwen sind nicht aus dem Rechner, sondern aus dem Zoo, was die Arbeit mit der Kamera zwar deutlich limitiert und gerade heute auch sehr ins Auge fällt, aber zum authentischen, greifbaren Look passt. Leider ist der Kompromiss so groß, dass die Konfrontationen und insbesondere das Finale durch die begrenzten Möglichkeiten, diese mit den Tieren zu drehen und (fast) keine animatronischen Lösungen einzusetzen, sehr zerschnitten sind und für mich viel Spannung herausnehmen.

Trotzdem ist es am Ende vor allem das Produktionsdesign, mit dem der Film punktet und das den Film für mich auszeichnet (Einen Oscar gab es allerdings für das Sound Editing). Erzählerisch ist er leider ziemlich verunfallt und die an sich vielversprechende Prämisse und auch guter Spannungsaufbau werden durch die vielen offenbare kurzfristigen Entscheidungen immer wieder sabotiert. So wurde Michael Douglas (Produzent) auf eigenen Wunsch sehr spät besetzt und taucht erst nach 45 Minuten überhaupt auf, bekommt schnell etwas klischeehafte Substanz und macht sicher noch beste aus seinem selbstgewählten Schicksal.

Das hier viel am Schnitt gewerkelt und erzwungen wurde, merkt man der zweiten Filmhälfte stark an. Als Kind fand ich ihn sehr spannend und ich merke ihm immer noch den Thrill und das reizende Abenteuersetting an, die mich damals gepackt haben. Mich schreit aber auch an vielen Ecken an, wie katastrophal die Produktion wohl war, Hopkins selbst nennt sie in Interviews die schlimmste Erfahrung seines Lebens.
 
Der Geist und Dunkelheit (1996)

John Patterson (Val Kilmer) und später Charles Remington (Michael Douglas) jagen menschenfressende Löwen in Afrika. Der Film, eine Mischung aus historischem Abenteuer und Tier/Monster-Thriller, beruht auf den Ereignissen um die Tsavo Man-Eaters: Zwei männlichen Löwen, die 1898 nach modernen Schätzungen ca. 30 Arbeiter eines Schienenbauprojektes des British Empire töteten.

Bedingt durch die technischen Möglichkeiten steckt sehr viel handgemachte Filmkunst in dem Werk von Regisseur Stephen Hopkins. Bereits in den ersten weiten Aufnahmen des Camps wird deutlich, was für ein Aufwand betrieben worden sein muss, um das Set zu errichten, an dem anschließend 5 Monate gedreht wurde; sogar eine echte Dampflok ließ man anliefern. Die Löwen sind nicht aus dem Rechner, sondern aus dem Zoo, was die Arbeit mit der Kamera zwar deutlich limitiert und gerade heute auch sehr ins Auge fällt, aber zum authentischen, greifbaren Look passt. Leider ist der Kompromiss so groß, dass die Konfrontationen und insbesondere das Finale durch die begrenzten Möglichkeiten, diese mit den Tieren zu drehen und (fast) keine animatronischen Lösungen einzusetzen, sehr zerschnitten sind und für mich viel Spannung herausnehmen.

Trotzdem ist es am Ende vor allem das Produktionsdesign, mit dem der Film punktet und das den Film für mich auszeichnet (Einen Oscar gab es allerdings für das Sound Editing). Erzählerisch ist er leider ziemlich verunfallt und die an sich vielversprechende Prämisse und auch guter Spannungsaufbau werden durch die vielen offenbare kurzfristigen Entscheidungen immer wieder sabotiert. So wurde Michael Douglas (Produzent) auf eigenen Wunsch sehr spät besetzt und taucht erst nach 45 Minuten überhaupt auf, bekommt schnell etwas klischeehafte Substanz und macht sicher noch beste aus seinem selbstgewählten Schicksal.

Das hier viel am Schnitt gewerkelt und erzwungen wurde, merkt man der zweiten Filmhälfte stark an. Als Kind fand ich ihn sehr spannend und ich merke ihm immer noch den Thrill und das reizende Abenteuersetting an, die mich damals gepackt haben. Mich schreit aber auch an vielen Ecken an, wie katastrophal die Produktion wohl war, Hopkins selbst nennt sie in Interviews die schlimmste Erfahrung seines Lebens.

Herzlichen Dank für die vielen Hintergrundinfos zu dem Film. Habe ich echt nicht gewusst. Hab den Film schon länger nicht mehr gesehen, aber ihn schon als sehr gut in Erinnerung. Mag aber solche Abenteuerfilme generell sehr gerne.
 
Ich habe eben den Zweiteiler “The War of the Worlds” gesehen.
Uff, das war schon sehr zäh. Ich mochte zwar die Idee, das ganze an den Anfang des 20. Jahrhunderts zu verfrachten. Dennoch wirkte der ganze Film sehr langatmig, verzettelte sich in unwichtigen Dramen, die nichts mit der Story zu tun hatten. Ob das dem Spannungsbogen so gut tat, die Geschichte auf zwei Teile aufzuteilen? Die ständigen Wechsel zwischen Gegenwart und Zukunft irritierten zudem. Und das Aliendesign und Design der Tripods hat mich auch nicht abgeholt.

Also ich weiß ja dass man aus dem Stoff nicht mehr so viel rausholen kann, und ich erkenne auch an dass man durch die Wahl des Settings wenigstens versuchte, das ganze originell zu gestalten.
Dennoch, die Verfilmung von 2005 und sogar den 1. Independence Day empfand ich als weitaus unterhaltsamer (wenn auch mit Sicherheit auch nicht perfekt).


Fazit: 05/10 Tripods
 
Zuletzt bearbeitet:
Uff, das war schon sehr zäh. Ich mochte zwar die Idee, das ganze an den Anfang des 20. Jahrhunderts zu verfrachten.

Ja ich hab den auch angeschaut, fand ihn leider auch ganz schlimm. Hatte mich gefreut dass es Anfang des 20. Jahrhunderts spielt. Leider wurde hier die Story wieder so verwurschtelt. Einen Zweiteiler hätte es nicht gebraucht, die Zukunftsstory ebenfalls nicht.
 
Ich habe eben den Zweiteiler “The War of the Worlds” gesehen.
Uff, das war schon sehr zäh. Ich mochte zwar die Idee, das ganze an den Anfang des 20. Jahrhunderts zu verfrachten. Dennoch wirkte der ganze Film sehr langatmig, verzettelte sich in unwichtigen Dramen, die nichts mit der Story zu tun hatten. Ob das dem Spannungsbogen so gut tat, die Geschichte auf zwei Teile aufzuteilen? Die ständigen Wechsel zwischen Gegenwart und Zukunft irritierten zudem. Und das Aliendesign und Design der Tripods hat mich auch nicht abgeholt.

Also ich weiß ja dass man aus dem Stoff nicht mehr so viel rausholen kann, und ich erkenne auch an dass man durch die Wahl des Settings wenigstens versuchte, das ganze originell zu gestalten.
Dennoch, die Verfilmung von 2005 und sogar den 1. Independence Day empfand ich als weitaus unterhaltsamer (wenn auch mit Sicherheit auch nicht perfekt).


Fazit: 05/10 Tripods

Fand den Film auch so lala. Wobei das Ganze nicht dorthin "verfrachtet" wurde, sondern schon im Original Ende des 19. Jahrhunderts spielt. Dies ist quasi die einzige (mir bekannte) Verfilmung, welche sich halbwegs an die Romanvorlage hält, da sonst immer in die jeweilige Gegenwart "verfrachtet".
 
Fand den Film auch so lala. Wobei das Ganze nicht dorthin "verfrachtet" wurde, sondern schon im Original Ende des 19. Jahrhunderts spielt. Dies ist quasi die einzige (mir bekannte) Verfilmung, welche sich halbwegs an die Romanvorlage hält, da sonst immer in die jeweilige Gegenwart "verfrachtet".
Das stimmt natürlich, war auch falsch ausgedrückt. Fand aber man hätte mehr draus machen können. Von mir aus hätte es gerne mehr Richtung Kriegsfilm gehen können. Aliens versus Prä-Weltkriegswaffen, das hätte doch ein schönes Szenario gegeben. Wurde im Film aber nur angerissen.
Stattdessen ging es gefühlt die erste Hälfte des 1. Teils darum dass die Cousine der männlichen Hauptrolle sich nicht von ihr scheiden lassen möchte. Sorry, wenn ich so was sehen wollte würde ich eine Telenovela schauen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hereditary (2018)

Die vierköpfige Familie Graham, bestehend aus den Eheleuten Annie und Steve sowie deren Sohn Peter und der Tochter Charlie, hat gerade einen Todesfall zu verkraften: Mit 78 Jahren ist Annies mit im Haus lebende Mutter Ellen Leigh infolge einer Krankheit verstorben. Als die Familie wenig später von einem weiteren schweren Unglücksfall gebeutelt wird, ist insbesondere Annie am Ende ihrer seelischen Kräfte. In dieser Situation lässt sie sich von einer flüchtigen Bekannten zur Durchführung einer spirituellen Sitzung überreden, mit welcher der Kontakt zu den Verstorbenen hergestellt werden soll.

Wer anhand dieser knappen Zusammenfassung der Ausgangslage einen typischen Horrorfilm erwartet, liegt sowohl richtig als auch falsch. Das Debüt des aufstrebenden US-amerikanischen Regisseurs Ari Aster stellt zwar in weiten Teilen einen klassischen Horrorfilm dar, er macht sehr vieles jedoch vollkommen anders und entschieden besser und zeigt auf eindrucksvolle und sehr eindringliche Weise, wozu das Horrorgenre fähig ist, wenn man sein Potenzial einmal ausschöpft. Ich sage immer gerne, dass ich zwar das Horrorgenre, aber nur wenige Horrorfilme mag. Das liegt vor allem daran, dass die meisten Genrevertreter, selbst hochwertige Produktionen wie die beiden "The Conjuring"-Teile (den aktuellen dritten Teil kenne ich noch nicht), schrecklich erwartbaren Konventionen folgen. Es sind im Wesentlichen immer die gleichen Punkte oder zumindest ein Teil davon, die mir die allermeisten Horrorfilme verleiden: Unglaublich vorhersehbare Jumpscares, billig aussehende CGI-Dämonenfratzen, klischeehafte und dämlich agierende Charaktere und derart untalentierte Schauspieler, dass man den Eindruck hat, sie seien direkt von der Straße gecastet worden.

Nun, "Hereditary" hat von alledem absolut nichts, und das ist mehr als erfrischend. Im Grunde ist das tatsächlich genau der Horrorfilm, den ich mir seit langer Zeit schon gewünscht habe. Es muss hier nicht an allen Ecken poltern und es müssen keine Türen knarzen oder Schatten durch das Bild huschen, und erst recht hat dieser Film keinen enervierend langen Endkampf gegen einen lächerlichen Computerdämon nötig, der aussieht wie aus einem Videospiel aus den frühen 2000ern. Tatsächlich ist "Hereditary" sehr langsam erzählt, Horror- und Schockmomente werden bis ca. zum letzten Drittel nur sehr punktuell eingesetzt, wirken dann aber auch ordentlich. Anstatt auf vorhersehbare Gruseleffekte setzt der Film auf seine unglaublich unheilvolle Atmosphäre, die sich vom Anfang bis zum Ende konsequent durchzieht. Hinzu kommen hervorragendes Schauspiel (Annie Grahams Ausbrüche lassen mehr erschaudern als es jeder CGI-Dämon je könnte, und Charlie Graham ist wohl eines der gruseligsten Kinder, die es je auf der Leinwand zu sehen gab) und eine ergreifende und erschütternde Story, die sich neben dem Horroraspekt gekonnt mit dem Thema Trauerbewältigung und dem Umgang mit dem Verlust geliebter Menschen auseinandersetzt.

All das zusammengenommen macht "Hereditary" zweifellos zu einem der besten Horrorfilme der letzten Jahrzehnte, wenn nicht gar zu einem der besten Horrorfilme überhaupt. Betrachtet man dazu noch Ari Asters Zweitwerk "Midsommar", welches aus meiner Sicht sogar ein noch besserer Film als "Hereditary" ist (der allerdings auch schwer damit vergleichbar ist, obwohl es gerade inhaltlich durchaus gewisse Parallelen gibt), haben wir es bei ihm wohl mit einem der aufregendsten und interessantesten neuen Regisseure zu tun. Seine beiden bisherigen Filme punkten jedenfalls auf ganzer Linie und ich bin schon sehr gespannt darauf, womit er als nächstes aufwarten wird.
 
Hereditary (2018)

Die vierköpfige Familie Graham, bestehend aus den Eheleuten Annie und Steve sowie deren Sohn Peter und der Tochter Charlie, hat gerade einen Todesfall zu verkraften: Mit 78 Jahren ist Annies mit im Haus lebende Mutter Ellen Leigh infolge einer Krankheit verstorben. Als die Familie wenig später von einem weiteren schweren Unglücksfall gebeutelt wird, ist insbesondere Annie am Ende ihrer seelischen Kräfte. In dieser Situation lässt sie sich von einer flüchtigen Bekannten zur Durchführung einer spirituellen Sitzung überreden, mit welcher der Kontakt zu den Verstorbenen hergestellt werden soll.

Wer anhand dieser knappen Zusammenfassung der Ausgangslage einen typischen Horrorfilm erwartet, liegt sowohl richtig als auch falsch. Das Debüt des aufstrebenden US-amerikanischen Regisseurs Ari Aster stellt zwar in weiten Teilen einen klassischen Horrorfilm dar, er macht sehr vieles jedoch vollkommen anders und entschieden besser und zeigt auf eindrucksvolle und sehr eindringliche Weise, wozu das Horrorgenre fähig ist, wenn man sein Potenzial einmal ausschöpft. Ich sage immer gerne, dass ich zwar das Horrorgenre, aber nur wenige Horrorfilme mag. Das liegt vor allem daran, dass die meisten Genrevertreter, selbst hochwertige Produktionen wie die beiden "The Conjuring"-Teile (den aktuellen dritten Teil kenne ich noch nicht), schrecklich erwartbaren Konventionen folgen. Es sind im Wesentlichen immer die gleichen Punkte oder zumindest ein Teil davon, die mir die allermeisten Horrorfilme verleiden: Unglaublich vorhersehbare Jumpscares, billig aussehende CGI-Dämonenfratzen, klischeehafte und dämlich agierende Charaktere und derart untalentierte Schauspieler, dass man den Eindruck hat, sie seien direkt von der Straße gecastet worden.

Nun, "Hereditary" hat von alledem absolut nichts, und das ist mehr als erfrischend. Im Grunde ist das tatsächlich genau der Horrorfilm, den ich mir seit langer Zeit schon gewünscht habe. Es muss hier nicht an allen Ecken poltern und es müssen keine Türen knarzen oder Schatten durch das Bild huschen, und erst recht hat dieser Film keinen enervierend langen Endkampf gegen einen lächerlichen Computerdämon nötig, der aussieht wie aus einem Videospiel aus den frühen 2000ern. Tatsächlich ist "Hereditary" sehr langsam erzählt, Horror- und Schockmomente werden bis ca. zum letzten Drittel nur sehr punktuell eingesetzt, wirken dann aber auch ordentlich. Anstatt auf vorhersehbare Gruseleffekte setzt der Film auf seine unglaublich unheilvolle Atmosphäre, die sich vom Anfang bis zum Ende konsequent durchzieht. Hinzu kommen hervorragendes Schauspiel (Annie Grahams Ausbrüche lassen mehr erschaudern als es jeder CGI-Dämon je könnte, und Charlie Graham ist wohl eines der gruseligsten Kinder, die es je auf der Leinwand zu sehen gab) und eine ergreifende und erschütternde Story, die sich neben dem Horroraspekt gekonnt mit dem Thema Trauerbewältigung und dem Umgang mit dem Verlust geliebter Menschen auseinandersetzt.

All das zusammengenommen macht "Hereditary" zweifellos zu einem der besten Horrorfilme der letzten Jahrzehnte, wenn nicht gar zu einem der besten Horrorfilme überhaupt. Betrachtet man dazu noch Ari Asters Zweitwerk "Midsommar", welches aus meiner Sicht sogar ein noch besserer Film als "Hereditary" ist (der allerdings auch schwer damit vergleichbar ist, obwohl es gerade inhaltlich durchaus gewisse Parallelen gibt), haben wir es bei ihm wohl mit einem der aufregendsten und interessantesten neuen Regisseure zu tun. Seine beiden bisherigen Filme punkten jedenfalls auf ganzer Linie und ich bin schon sehr gespannt darauf, womit er als nächstes aufwarten wird.
Ich fand den Film auch mega gut! Obwohl mich das dann doch recht paranormale Ende etwas überrumpelt hatte. "Midsommar" muss ich unbedingt noch schauen. Ich hab es damals im Kino verpasst und ich muss sagen, die Kinoschließungen haben mich total aus meinem Film-Hobby gerissen. Ich hatte einfach keine Lust, nur zu Hause auf dem Sofa Filme zu schauen. Freue mich deshalb, dass die Kinos wieder offen sind. Um zum Thema zurück zu kommen: Wenn dir "Hereditary" gut gefallen hat, empfehle ich dir noch "The Lodge". Das verwickelt auf ähnliche gute Art und Weise Normalität mit Horror und es kommt auch ein Puppenhaus vor ;-). "Hereditary" fand ich insgesamt zwar besser, aber "The Lodge" ist durchaus sehenswert.
 
"Midsommar" muss ich unbedingt noch schauen. Ich hab es damals im Kino verpasst und ich muss sagen, die Kinoschließungen haben mich total aus meinem Film-Hobby gerissen. Ich hatte einfach keine Lust, nur zu Hause auf dem Sofa Filme zu schauen.

Ich muss sagen, dass es bei mir fast umgekehrt ist - ich gehe zwar gerne ins Kino, sehe jetzt zu Hause aber eigentlich mehr Filme als je zuvor und auch gewissermaßen bewusster. Das heißt, ich lasse mich richtig auf die Filme ein und analysiere und interpretiere auch ganz gerne, was sie eigentlich sagen und vermitteln wollen, anstatt sie nur als Unterhaltung zu sehen. Und das ist aus meiner Sicht ein wenig das Problem am Kino, dort läuft zum größten Teil eben der Marvel-Action-Superhelden-Mainstream. Nichts gegen Marvel-Filme per se, die machen schon Spaß, aber mir sind tiefsinnige und bedeutungsschwere Filme, die man interpretieren und über die man diskutieren kann, mittlerweile einfach viel lieber. "Hereditary" und "Midsommar", also die beiden bisherigen Ari Aster-Filme, waren soweit ich weiß ja im Kino, das ist dann schon ein Glücksfall. Ich sehe aber auch gerne so unbekannte Nischenfilme wie z.B. "No Turning Back" oder "Only God Forgives" - zwei Filme, über die ich hier auch jeweils schon geschrieben habe und die, sagen wir, jeweils sehr speziell sind ^^ Und da hat man leider keine Chance, so was im Kino zu sehen.

Hinzu kommt noch, dass ich mir mittlerweile fest angewohnt habe, Filme im Originalton, also zumeist Englisch, und eventuell mit Untertiteln zu sehen. Ich habe Filme früher immer synchronisiert angesehen, mittlerweile denke ich mir da aber einfach, dass es hinsichtlich der Dialoge dann nicht genau so bei mir ankommt, wie die Filmemacher es vorgesehen haben. Außerdem gehört das Sprechen von Dialogen ja auch zum Schauspiel. Herrgott, ich sehe mir sogar japanische oder koreanische Filme in der jeweiligen Originalsprache mit Untertiteln an :D Und da ist eben das Problem, dass zumindest mein hiesiges Kino absolut keine Originalversionen zeigt, sondern nur synchronisierte. Ich werde natürlich auch mal wieder ins Kino gehen und Filme, die neu sind und mich sehr interessieren, in dieser Form mir ansehen. Aber ich merke schon, wie mir die Synchronisationen mittlerweile fremd geworden sind. Wenn ich z.B. mit jemandem einen Film schaue, der kein Englisch versteht und man somit die synchronisierte Version wählen muss, merke ich mittlerweile einfach, dass das für mich kein vollständiges Erlebnis mehr ist.

"Midsommar" kann ich dir auf jeden Fall nur ans Herz legen. Ein absolut fantastischer Film, der so kreativ und künstlerisch hochwertig ist, dass in dieser Richtung mehr eigentlich nicht geht. Er ist aber auch psychologisch (ähnlich wie "Hereditary") sehr interessant und trägt auch sehr gesellschaftskritische Züge. Noch dazu ist der Kontrast zwischen Schönheit und Ästhetik und absoluter Brutalität und Grausamkeit einfach umwerfend. Mich hat der Film, und das schafft beileibe nicht jeder, jedenfalls richtig aufgewühlt und auch tagelang noch beschäftigt, aber eben auch zutiefst beeindruckt. Aber bevor ich aus dem Schwärmen gar nicht mehr herauskomme, sieh ihn dir einfach selbst an :D Es gibt ja auch die Director's Cut-Version, die drei Stunden dauert (im Gegensatz zur Kinoversion mit "nur" zweieinhalb Stunden). Ich habe gleich diese Version gesehen und die drei Stunden vergingen mir viel zu schnell, ich kann mir gar nicht vorstellen, was da in der Kinoversion fehlen könnte, das irgendwie überflüssig oder unnötig wäre.
 
Das heißt, ich lasse mich richtig auf die Filme ein und analysiere und interpretiere auch ganz gerne, was sie eigentlich sagen und vermitteln wollen, anstatt sie nur als Unterhaltung zu sehen.
Ja, so sehe ich Filme auch am liebsten - und da landet man halt schnell im Arthouse-Segment. Ich kann auch einen Film, der richtig schön gefilmt ist, also was z.B. Kameraeinstellungen, Licht, Farben etc. angeht total genießen, da muss die Handlung gar nicht mal so großartig sein. Das ist für mich dann einfach Kunst. Ich hab mir das zum Hobby gemacht und auch angefangen, mal Filme rein nach Regisseur/Filmemacher zu schauen. Das macht echt Bock. Und mit der Kinoöffnung, hab ich da wieder neuen Elan bekommen, das fortzusetzen. Es war halt auch so, dass ich möglichst wenig streamen wollte - oder es die Filme nicht im Stream gab - und ich mir immer DVDs in der Bücherei ausgeliehen hab, was durch Corona auch erschwert wurde.

Und das ist aus meiner Sicht ein wenig das Problem am Kino, dort läuft zum größten Teil eben der Marvel-Action-Superhelden-Mainstream. ... Ich habe Filme früher immer synchronisiert angesehen, mittlerweile denke ich mir da aber einfach, dass es hinsichtlich der Dialoge dann nicht genau so bei mir ankommt, wie die Filmemacher es vorgesehen haben. Außerdem gehört das Sprechen von Dialogen ja auch zum Schauspiel. Herrgott, ich sehe mir sogar japanische oder koreanische Filme in der jeweiligen Originalsprache mit Untertiteln an
Das ist nun bei mir genau andersherum wie bei dir. Ich hab halt ein superschnuckeliges engagiertes Arthousekino in Laufweite. ;-) Die haben auch einen Sneak-Preview, der richtig hochwertiges Zeug im Original zeigt. Z.B. hab ich so "Parasite" im Original gesehen. Als die Kinos 2020 kurzzeitig wieder öffnen durften und die Verleihe aber wenig Auswahl hatten, hab ich dort Filme aus Polen und Georgien gesehen, sonst auch koreanische, chinesische, viel Europäisches, meist französisch oder spanisch. Da waren richtige Perlen dabei. Ich schau mittlerweile auch lieber im Original, weil es einfach besser rüber kommt. Das hat mich sogar inspiriert, es doch mal mit dem Französisch lernen zu probieren, weil ich es etwas einfacher finde, wenn man wenigstens ein paar gängige Phrasen der Sprache versteht und einfach so viele Filme auf Französisch liefen. (Haha, das ist auch wieder eingeschlafen, da werd ich mich auch mal wieder ransetzen :-D). Ja, für mich einfach super, dass die Kinos wieder auf haben. Gestern lief "Der Spion" - ich hab mich einfach in die erste Vorstellung gesetzt, die mir möglich war. Der war dann zwar leider doch synchronisiert, aber trotzdem ein toller Film.

Ein absolut fantastischer Film, der so kreativ und künstlerisch hochwertig ist, dass in dieser Richtung mehr eigentlich nicht geht. Er ist aber auch psychologisch (ähnlich wie "Hereditary") sehr interessant und trägt auch sehr gesellschaftskritische Züge. Noch dazu ist der Kontrast zwischen Schönheit und Ästhetik und absoluter Brutalität und Grausamkeit einfach umwerfend.
Okay, das klingt ja mal richtig gut! :thumbsup:
 
"Midsommar" fand ich verstörend, war aber eher nicht so mein Fall. "Hereditary" fand ich da schon besser. Wobei ich sagen muss, dass der Hype, der im Vorfeld um den Film gemacht wurde (Stichwort: "der beste Horrorfilm seit langem") dem Filmgenuss wohl eher geschadet hat.
 
Ich hab mir das zum Hobby gemacht und auch angefangen, mal Filme rein nach Regisseur/Filmemacher zu schauen. Das macht echt Bock.

Interessant, genau so mache ich das auch seit einiger Zeit. Also, nicht ausschließlich, aber doch maßgeblich. So kann man sich auf Regisseure konzentrieren, die intelligente und zum Nachdenken anregende Filme machen. Meine derzeitigen Favoriten in dieser Hinsicht sind: Quentin Tarantino, Christopher Nolan, Martin Scorsese, Bong Joon-ho, Nicolas Winding Refn. Von ihnen kenne ich jeweils (noch) nicht das gesamte Werk, teils auch nur vereinzelte Filme, aber sie sprechen mich jeweils sehr an. Ich habe aber auch viel für alte Klassiker wie z.B. von Alfred Hitchcock übrig, wobei ich davon noch nicht so viele kenne. Aber "Psycho" ist natürlich ein Must-See :)


Das ist nun bei mir genau andersherum wie bei dir. Ich hab halt ein superschnuckeliges engagiertes Arthousekino in Laufweite. ;-) Die haben auch einen Sneak-Preview, der richtig hochwertiges Zeug im Original zeigt. Z.B. hab ich so "Parasite" im Original gesehen. Als die Kinos 2020 kurzzeitig wieder öffnen durften und die Verleihe aber wenig Auswahl hatten, hab ich dort Filme aus Polen und Georgien gesehen, sonst auch koreanische, chinesische, viel Europäisches, meist französisch oder spanisch. Da waren richtige Perlen dabei.

Wow, Neid! :D Genau so ein Kino hätte ich auch gerne bei mir. Nein, unseres ist da leider sehr mainstreamorientiert. Zu "Parasite" sage ich nur: :inlove::inlove::inlove:
 
Ich habe aber auch viel für alte Klassiker wie z.B. von Alfred Hitchcock übrig, wobei ich davon noch nicht so viele kenne. Aber "Psycho" ist natürlich ein Must-See
Jo, Hitchcock hatte ich auch angefangen. Meine Favoriten sind die ultra schrulligen Filme von Jim Jarmusch, die hab ich auch wirklich alle gesehen. Ich liebe die sehr Charakter-orientierten Filme von Noah Baumbach, vor allem "While we're young" und "Frances Ha", von ihm hab ich fast alle gesehen. Sehr cool, was "brutale Gewalt als Stilmittel" angeht (auch, wenn das jetzt etwas komisch klingt) sind die Filme von Martin McDonagh ("Three Billboards outside Ebbing"). Wes Anderson ist natürlich auch immer ein Highlight.

Oft schaue ich auch nach Schauspielern. Bei Adam Driver erwischt man fast ausschließlich gute Filme. Mit Frances McDormand muss ich unbedingt noch mehr sehen, die Frau ist phantastisch. Saoirse Ronan spielt auch sehr gut, ihre Filme sind auch meist eine gute Wahl. Von Benedict Cumberbatch war ich gestern in "Der Spion" wieder begeistert, vor allem am Ende des Films, der in sowjetischer Gefangenschaft spielt, hatte schon lange nichts mehr mit ihm gesehen.

Hach, diese Unterhaltung hier macht mir gerade wieder richtig Lust auf's Filme schauen!!! :inlove:
 
Drive (2011)

Der Protagonist, welcher nur "The Driver" genannt wird, führt ein Doppelleben: Tagsüber verdingt er sich als Automechaniker und Stuntfahrer, nachts jedoch fungiert er als Fluchtfahrer bei Raubüberfällen. Als er seine Nachbarin Irene kennenlernt, verliebt er sich in sie. Kurz darauf wird jedoch Irenes krimineller Ehemann Standard aus dem Gefängnis entlassen und bringt sogleich ein Problem mit: Er ist hoch verschuldet, was nicht nur ihn, sondern auch Irene und den gemeinsamen Sohn Benicio in Gefahr bringt. Ein Raubüberfall soll das für den Freikauf notwendige Geld beschaffen. The Driver willigt ein, das Fluchtfahrzeug zu fahren, was fatale Folgen hat.

Der erste US-Film des dänischen Regisseurs Nicolas Winding Refn ist eine sehr düster gehaltene, äußerst stilvolle Mischung, welche gekonnt Melancholie, Action und Spannung unter einen Hut bringt. Neben alledem, und das mag zunächst überraschend klingen, handelt es sich bei "Drive" vor allem aber auch um einen Liebesfilm, genauer gesagt einen Film zum Thema Liebe, welche mehrere Facetten hat als nur die positive Konnotation, die zunächst zu dem Begriff hergestellt wird. Dies ist ein zentrales Motiv des Streifens, und es wird in Refn-typischer Art in erster Linie durch minimalistische Dialoge und großartige, teils sehr metaphorische Bilder vermittelt, sodass genug Raum zur Interpretation und zur Diskussion bleibt.

Wenn es an "Drive" etwas zu kritisieren gibt, dann nur, dass er - wohlgemerkt für einen Film von Nicolas Winding Refn - fast etwas zu glattgebügelt wirkt. Natürlich sind da die typischen Elemente, mit denen der Regisseur arbeitet, darunter die bereits erwähnte grandiose Bildsprache, aber auch ausufernde Brutalität. Und doch ist der Film, anderen Werken des Regisseurs einmal gegenübergestellt, relativ zugängig. Da sind Filme wie der Vorgänger "Walhalla Rising" oder vor allem der später folgende "Only God Forgives" nochmal eine ganze Ecke surrealer, abgedrehter, ja fast muss gesagt werden: mutiger. Nichtsdestoweniger handelt es sich auch bei "Drive" um ein großartiges Werk, das seinen festen Platz im Schaffen des Regisseurs hat.
 
Hab mal wieder ein paar neuere Filme nachgeholt:

A Quiet Place 2

Leider gibt es auch diesmal nur minimal Hintergründe zu der Invasion, außer dass die Wesen anscheinend aus einer anderen Dimension oder so kommen (was Sinn ergibt, wirken sie nicht so, als könnten sie ein Raumschiff oder dergleichen steuern). Deren Wasserangst wirkt aber etwas aus dem Hut gezaubert. Damit dürfte es doch ein leichtes sein, sich vor den Wesen in Sicherheit zu bringen. Zumal, wenn sie nicht auf der ganzen Erde aufgetaucht sind, dann so eine Invasion schnell lokal begrenzt ist (was es aber nicht wirkt). Dass die Leute auf der Insel 1 Jahr in Sicherheit lebten und natüüüürlich dank unserer Helden ein Wesen dorthin kam, erinnerte mich an TWD
wink.gif
.

Ansonsten gab es wieder etliche Logiklücken. So versteh ich nicht, warum man das Haus aus Teil 1 aufgab um mit einem Säugling (!) durch die Gegend zu spazieren. Auch führt deren Wasserangst, wie eingangs geschrieben, zu einigen Problemen. Aber vielleicht kommt dahingehend noch mehr Hintergrund, wie es auf dem Rest der Welt aussieht.

Einen wirklichen Spannungsbogen gab es nur bedingt. Leute sind laut, Wesen kommen, Leute sind laut, Wesen kommen ... quasi alles in Endlosschleife, ehe der Film ziemlich abrupt endete. Teil 3 dürfte damit so gut wie sicher sein. Auch gab es so gut wie keine Story. Dank dem ständigen "leise sein" und der Action-Fixierung hab ich mich auch oftmals etwas gelangweilt.

Alles in allem werde ich mit dem Franchise einfach nicht wirklich warm. Gute Atmo, nette Idee, aber mehr nicht (versteh den ganzen (Kritiker-)Hype darüber nicht wirklich):
5 von 10 Punkten!


Army of the Dead

Matthias Schweighöfer war IMO als Nerd ne Fehlbesetzung und wird wohl nicht mehr schauspielern lernen. Ansonsten gab es die von Zack Snyder gewohnten Unmengen Action, Lensflairs und Zeitlupen (wenn auch nicht ganz so krass wie letztens bei seinem "Justice Leage"-Cut). Der Film hätte gut eine halbe Stunde weniger Laufzeit vertragen können.

Story sucht man großteils vergebens, ist der Film ne Non Stop Action Orgie. Diese war aber ganz gut gemacht und die Zombies (reiten, Zombie-Tiger) mal etwas anderes. Dazu war die Techniker-Tante aus "Star Trek: Discovery" cool wie eh und je.

Alles in allem ein netter kleiner Film, wo ich mich ein paar Wochen später aber kaum mehr im Positiven oder Negativen daran erinnern könnte.

Schwache
6 von 10 Punkten!


Bill and Ted face the Music

Hab damals gar nichts zu dem Film geschrieben?

Fand ihn ehrlich gesagt so lala. Einige schöne Nostaglie-Momente hatte er. Auch war ich, wie schon beim Trailer, positiv überrascht, dass mit dem Tod der maue zweite Teil nicht völlig ausgespart wurde.

Leider haben nicht wirklich alle Gags gezündet und es gab schon etliche Fremdschäm-Momente. Dazu kommt, dass ich es schade finde, dass durch die Tatsache, dass Bill und Teds Töchter die wahren Menschheitsretter sind die Handlung von Teil 1 ziemlich untergraben wird.

Von dem her besser als der miese 2er, aber bei Weitem nicht so gut wie der erste. Volle Kanne Hoschi!

5 von 10 Punkten!


The Killers Bodyguard

Kommt ja im August Teil 2. Teil 1 hat es letztens auf ORF1 gespielt, weshalb ich ihn endlich nachgeholt habe.

Die Action war schon sehr fetzig und sah gut aus. Die Locations waren ebenfalls nett gewählt und erinnerten mit den ganzen europäischen Städten an "James Bond". Freu mich dahingehend schon auf Kroatien (den Limes-Kanal) bei Teil 2.

Ansonsten eine sehr unterhaltsame Buddy-Komödie. Samuel L. Jackson war mal wieder ultracool ("Motherfucker") und ich musste öfters lachen (etwa, als er während der Verfolgungsjagt mit Rayn Reynolds Freundin telefoniert). Auch fand ich es nett, dass Reynolds mal keinen auf "Deadpool" wie beim letzten Michael-Bay-Film machte.

Alles in allem vergingen die 1,5 Stunden wie im Fluge. Gebe
7 von 10 Punkten!


Conjuring 3: Im Banne des Teufels

Hatte mir eigentlich erhofft, dass der Film mit der Gerichtsverhandlung etwas anders als die übrigen Teile wird. Leider kommt diese aber nur seeehr am Rande vor und ist der Film schon sehr klassisch geworden: Sprich Exorzismen, Unmengen Jump-Scares und CGI-Geister. Teil 1 war da noch erfrischend anders und lebte eher von ner gruseligen Atmosphäre.

Hab mich auch etwas über die realen Begebenheiten (und eben den Prozess) informiert. Leider hat der Film so gut wie nichts damit zu tun. Das "basierend auf wahren Begebenheiten" ist also wie bei den anderen Filmen eher ne Mogel-Packung. Als Verwandter des damaligen Mordopfers (ist mit 1981 ja auch nicht sooo lange her) würde ich mir ziemlich verars**t vorkommen, wenn der Mörder meines Sohnes oder so dermaßen positiv dargestellt wird (war schon das Urteil damals ne Frechheit und kam der Kerl nach nur 5 Jahren Knast wieder raus).

Unterhaltsam war der Film über weite Strecken, auch wenn das ständig gleiche Schema bei den "Conjuring"-Filmen schon etwas ermüdet. Von dem her gibt es trotz der fragwürdigen "Wahrheits"-Darstellung zumindest schwache

5 von 10 Punkten!


Monster Hunter

Naaajaaaa. Ich bekam, was ich erwartet habe. Sprich einen Non Stop Action No Brainer. "Resident Evil" mit Monster. Mila Jovovich sieht aber für ihr Alter noch recht heiß aus. Viel Text hatte sie bei dem Film aber nicht zu lernen. Von der ersten Minute weg, soll gefetzt werden und es gibt nur kleine Pausen, wenn sie sich mit dem Asiaten etwas anfreundet (erinnerte von dem her minimal an "Enemy Mine").

Ron Pearlmans Charakter ist total trashig. Insgesamt ist die letzte halbe Stunde mit dem Angriff auf die Festung, den Drachen und dann allen in unserer Welt Trash pur. Hätte der Film schwächere Effekte (die aber durchaus ansehlich sind) könnte der Streifen glatt von Aslyum stammen. Wenigstens war der Film dadurch halbwegs (unfreiwillig) komisch.

Kein völliger Total-Reinfall, wie mancher "Resident Evil"-Teil, wo die Story auch noch Murks war (gab es ja so gut wie keine), aber schon der bis dato schwächste Film, den ich heuer gesehen habe:

4 von 10 Punkten!


Boss Level

Seit kurzem gibt es den neuen Film mit Mel Gibson auf Amazon Prime.

Mel Gibsons Rolle als Schurke ist zwar recht klein und seine neue Synchronstimme fand ich befremdlich, aber war nett. Auch hat Naomi Watts als Ex-Frau ne kleine Rolle genauso wie Michelle Yeoh als Schwert-Trainerin.

Der eigentliche Hauptdarsteller (war mir bis dahin eher unbekannt) war aber ne coole Socke und konnte den Film gut tragen. Das abgedroschene Thema der Zeitschleife wurde recht witzig (eher auf Trial and Error bei Computer-Spielen - deshalb auch der Filmtitel) verpackt. Der ganze Film wirkte ähnlich "Crank" wie auf Speed. Aber es gab mit dem Sohn auch einige leise Töne.

Das offene Ende, ob der Main-Charakter überlebt, macht Lust auf Teil 2.

Alles in allem kann ich den Film empfehlen und gebe
7 von 10 Punkten!


The Tomorrow War

Hat mir ganz gut gefallen. Wirkte wie ein klassischer Sommerblockbuster. Schöne Bilder, nette Locations (die Eiswüste zum Schluss war mal etwas anderes), für so einen Film eine brauchbare Story (auch, wenn man aus der Thematik - Gegenwart opfert sich für Zukunft, Parallelen zur Klimaerwärmung sind nicht zu übersehen - sicherlich weitaus mehr hätte machen können) und eine Überportion Herz.

Der Film hat mir weitaus besser als z.B. letztens "Army of the Dead" gefallen, da eben mehr Story und Herz. Das Verhältnis Action : Handlung war ziemlich ausgewogen und es war schön Chris Pratt mit seiner Tochter (erinnerte mich an Murph in "Interstellar") zusammenarbeiten zu sehen.

Über Zeitreisenlogik braucht man sich wie immer keine zu großen Gedanken machen, aber wenigstens waren nicht solch große Böcke wie letztens bei "Loki" dabei.

Alles in allem wurde ich sehr gut unterhalten:

7 von 10 Punkten
 
Zuletzt bearbeitet:
Leider gibt es auch diesmal nur minimal Hintergründe zu der Invasion, außer dass die Wesen anscheinend aus einer anderen Dimension oder so kommen (was Sinn ergibt, wirken sie nicht so, als könnten sie ein Raumschiff oder dergleichen steuern).

Man hat doch gesehen, dass ein riesiger Meteorit auf die Erde gekracht ist und das wohl überall auf der Welt. Somit wäre das erklärt, sie fliegen keine Raumschiffe :-)

schnell lokal begrenzt ist

Deshalb gibt es auch nur auf kleinen Inseln Sicherheit. Den Rest der Welt haben Sie fest in der Hand würde ich sagen.

So versteh ich nicht, warum man das Haus aus Teil 1 aufgab um mit einem Säugling (!) durch die Gegend zu spazieren.

Das Haus war beinahe gänzlich zerstört da ja alles unter Wasser steht und die Sauerstoffflasche des Säuglings ist fast aufgebraucht.
 
Hab meine Antworten mal unter Spoiler Tags gesetzt und editiere auch meinen obrigen Beitrag. Sonst bekomme ich wieder Zoff hier ;).


Man hat doch gesehen, dass ein riesiger Meteorit auf die Erde gekracht ist und das wohl überall auf der Welt. Somit wäre das erklärt, sie fliegen keine Raumschiffe :-)

Dass sie keine Raumschiffe fliegen war spätestens nach dem Film klar. Wobei ich die ganzen Lichter beim Baseball-Spiel zu Beginn schon eher als andere Dimension gedeutet habe.

Deshalb gibt es auch nur auf kleinen Inseln Sicherheit. Den Rest der Welt haben Sie fest in der Hand würde ich sagen.

Ein Meteorit würde eher für einen lokalen Ausbruch der Invasion sorgen. Wenn sie z.B. in Amerika durch nen Meterioten runterkommen, dürfte Eurasien für die Wesen unerreichbar sein. Da machen "Dimensionsspalten" schon mehr Sinn, wobei diese überall auf der Welt sein müssten, damit so eine Invasion passieren kann. Aber wie gesagt, Logik war noch nie ne Stärker der beiden Teile.

Das Haus war beinahe gänzlich zerstört da ja alles unter Wasser steht und die Sauerstoffflasche des Säuglings ist fast aufgebraucht.

Man hätte es versuchen können zu reparieren. Oder sofort im nächsten Nachbarhaus Zuflucht suchen. So ein "Spaziergang" mit einem Säugling ist in so einer Welt Selbstmord (generell ein Kind zu bekommen ist es - aber das ist ein Logik-Bugg von Teil 1).
 
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