Ich habe jetzt gerade die Folgen 7 bis 9 am Stück gesehen und halte die zweite Staffel noch immer für eine Enttäuschung.
Eine Folge ist noch übrig und es sind immer noch so viele Fragen anhand derjenigen Plotlines offen, welche die Staffel in den ersten Folgen zugrunde gelegt hatte. Wenn mir nichts wesentliches entgangen ist, wurde bis jetzt noch immer nicht klar, was Q nun eigentlich GENAU will. Immerhin wurde in der achten Folge erklärt bzw. bestätigt, dass er am Sterben ist und seinem Leben noch einen Sinn verleihen möchte. Fair enough. Aber: Warum ist Q (!) am Sterben, wie ist das möglich? Und vor allem: Inwiefern ist es jetzt bitte sinnstiftend für sein nun begrenztes Leben, dass er Picard und seine Crew in eine Zeitlinie gebracht hat, in welche die Menschheit aus Space-Nazis besteht, welche die gesamte Galaxie unterworfen hat? Wobei er zu Guinan ja sinngemäß meint, dass Picard sich selbst dorthin gebracht hatte. Wie ist das wiederum zu verstehen?
Und wer hat dann die Space-Nazi-Timeline entstehen lassen, wenn es nicht Q war? Und wenn es doch Q war, warum? Und verdammt nochmal, wie kam es dazu? Sicher, es hängt mit Renée Picard zusammen und damit, dass sie, in dieser Zeitlinie, ihre Europa-Mission nicht antrat, so viel ist ja bekannt. Aber... also, verstehe ich das richtig: die gesamte Menschheit wird zu Weltraumnazis und löscht andere Spezies aus, weil Renée Picard im Jahr 2024 nicht in den Weltraum fliegt? Äh... WTF??
Wie gesagt, möglicherweise ist mir anhand einer oder mehrerer dieser Fragen ja auch etwas entgangen, in diesem Fall wäre ich für Erläuterungen dankbar. So hat das für mich jedenfalls alles null Sinn, und wenn die letzte Folge jetzt nicht 120 Minuten dauern und einige Hintergründe liefern wird, bezweifle ich auch, dass sich das Ganze noch zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügt.
Ich habe mich, anders als viele andere, nicht daran gestört, dass die erste Staffel PIC teils bisher in Star Trek ungekannte Brutalität zeigte, wie die kontroverse Augenentfern-Szene. Es war vielleicht nie so explizit, aber ST hatte ja schon immer auch berücksichtigt, dass es vor allem außerhalb der Sternenflotte auch grausame und bösartige Menschen oder Humanoide gibt. So lange derartige Dinge wie das Entfernen eines Auges nicht von Mitgliedern der Hauptcrew ausgeführt werden, und so war es ja nicht, ist das deshalb nichts, was ST für mich widersprechen würde. Jetzt in der zweiten Staffel dürfen wir aber dabei zusehen, wie (Hologramm-)Elnor mit einer Handfeuerwaffe blutspritzende Headshots verteilt, als würde er sich um die Hauptrolle in einem John Wick - Spin-Off bemühen. Gut, so kann man ST halt auch interpretieren...
Der ganze Subplot um Picards Mutter lässt mich auch eher ernüchtert zurück. Zunächst: Was war nun eigentlich genau los mit ihr? Ich bin ehrlich gesagt kein studierter Psychologe. Hatte sie nun eine Depression? Schizophrenie? Eine bipolare Störung? Wenn ich mein laienhaftes Wissen bemühe, kommt alles davon in Frage. Davon abgesehen: Was hat dieser Story-Arc nun genau mit der eigentlichen Story zu tun? Zur Handlung trägt er jetzt was bei? Für mich fühlt es sich so an, als hätte man diese ganze Substory auch auslassen können und es würde der Story der Staffel nicht abträglich sein, und das ist wohl kein gutes Zeichen.
Ich war ja bereits nach den ersten beiden Folgen der Staffel nicht wirklich an Bord. Bei der Zweitsichtung gefielen sie mir dann besser und bis etwa zur dritten Folge hatte ich auch das Gefühl, dass die Staffel trotz einiger Schwächen doch vielversprechend beginnt und potenziell interessante Fragen stellt. Insgesamt ist sie aber gar nicht so meins. Viel eher als auf die letzte Folge der Staffel lege ich meine Hoffnung (vorsichtig) auf die dritte Staffel mit dem Original-Cast. Und dann wird es denke ich auch wirklich Zeit, den Deckel auf die Serie zu machen. Ich hoffe auf einen zumindest zufriedenstellenden und versöhnlichen Abschluss mit der dritten Staffel.