Tagespolitik allgemein

Davon abgesehen: wenn du ein Land besetzt das solange im krieg war, von Radikalen beherrscht wurde, muss dir klar sein das auch nach 20 Jahren nicht viel gewonnen ist.
Wenn man nicht bereit ist ein Land 40, 50 Jahre zu besetzen, und die ersten Jahre die Dinge selbst zu regeln (wie der alliierte Kontrollrat in Deutschland damals), sollte man keinen Krieg anfangen.
Es braucht 2 - 3 Generationen bis die Leute verstehen das Demokratie Wohlstand bringt, wenn man denn das Land aufbaut. Das ist nicht geschehen.

Nazi-Deutschland war 1945 militärisch, moralisch und menschlich am Ende. Das Selbstbild des germanischen Herrenmenschen ist an seiner eigenen Verblendung und der Kriegsrealität gescheitert. Goebbels "totaler Krieg" war eine allumfassende Verausgabung der gesamten Gesellschaft auf einen Schlag und niemand war danach noch gewillt, in den Untergrund zu gehen und für eine Sache weiter zu kämpfen, die selbst mit vereinten Kräften und auf dem kräftemäßigen Höhepunkt des Dritten Reichs nicht zum versprochenen Sieg geführt hat.

Die Situation in Afghanistan ist völlig anders. Das Land wird seit beinahe 50 Jahren immer wieder von anderen fremden Mächten besetzt. Was vorgestern die Sowjets waren, waren gestern die USA & Europa und morgen sind es vielleicht China und Russland. Die einzige Konstante ist, dass es einen Untergrund gibt, der von fremden Besatzern im Grunde nichts wissen will. Und der fliegende Machtwechsel in Afghanistan zeigt wohl schon irgendwo, dass diese Haltung auch durchaus breiten Rückhalt in der gemäßigten Bevölkerung findet, sonst wäre der staatliche Widerstand gegen die Taliban nicht so rasend schnell, wie ein Kartenhaus, in sich zusammen gestürzt.
 
Nazi-Deutschland war 1945 militärisch, moralisch und menschlich am Ende. Das Selbstbild des germanischen Herrenmenschen ist an seiner eigenen Verblendung und der Kriegsrealität gescheitert. Goebbels "totaler Krieg" war eine allumfassende Verausgabung der gesamten Gesellschaft auf einen Schlag und niemand war danach noch gewillt, in den Untergrund zu gehen und für eine Sache weiter zu kämpfen, die selbst mit vereinten Kräften und auf dem kräftemäßigen Höhepunkt des Dritten Reichs nicht zum versprochenen Sieg geführt hat.

Die Situation in Afghanistan ist völlig anders. Das Land wird seit beinahe 50 Jahren immer wieder von anderen fremden Mächten besetzt. Was vorgestern die Sowjets waren, waren gestern die USA & Europa und morgen sind es vielleicht China und Russland. Die einzige Konstante ist, dass es einen Untergrund gibt, der von fremden Besatzern im Grunde nichts wissen will. Und der fliegende Machtwechsel in Afghanistan zeigt wohl schon irgendwo, dass diese Haltung auch durchaus breiten Rückhalt in der gemäßigten Bevölkerung findet, sonst wäre der staatliche Widerstand gegen die Taliban nicht so rasend schnell, wie ein Kartenhaus, in sich zusammen gestürzt.

Deswegen sage ich ja: Wenn du nicht bereit bist 40-50 Jahre in diesem Land zu bleiben, und damit auch aktiv gegen den Untergrund vorzugehen, brauchst du nicht dort hin zu gehen.
Und jeab, natürlich ist Deutschland 1945 eine andere Ausgangsituation als Afghanistan 2001.

Aber der Weg den man bei uns eingeschlagen hat, der hätte auch in Afghanistan funktioniert wenn man 1. gegen die Taliban richtig vorgegangen wäre und 2. durch den Aufbau der Wirtschaft den Afgahnen zu Wohlstand verholfen hätte.
Und da hätte jedes Dorf eine Stromversorgung benötigt, da hätte jedes Dorf richtige Straßen gebraucht und an richtige Straßen angeschlossen sein sollen., das Eisenbahnnetz wurde nicht wirklich erweitert. Wir waren 20. Jahre dort, Afgahnistan müsste von Straßen überzogen sein die alles miteinander verbindet
(Was im übrigen auch strategisch klug gewesen wäre. Ein Grund warum die Armee so schnell das Handtuch warf war das die Ringroad schnell in die Hände der Taliban gefallen ist und damit viele Einheiten von ihrem Nachschub abgeschnitten waren.)
Strom und Wasserversorgung waren ebenfalls nicht weit oben auf der Prioliste.
Gut ne Wasserversorgung stell ich mir in diesem Landstrich schwer vor, aber dafür gibts technische Lösungen. und wenn man Aqädukte gebaut hätte wie die alten Römer.

Ich persönlich denke das 5 bis 10 Jahre Besetzung im Sinne von keine eigene Armee, keine eigene Regierung, und wir übernehmen den Kampf gegen den Untergrund, verbunden mit einer richtigen Aufbaustrategie, inkl einer demokratisierung der Bevölkerung, einer entalibanisierung (Gabs da eigentlich jemals gerichtsverfahren gegen die Taliban, ihre Funktionäre usw. die man gefangen genommen hatte? Also in dem Sinn das man sie wegen ihren Verbrechen an den menschen verurteilt hätte?) die Lage durchaus geändert hätte und Afgahnistan vielleicht gestern nicht zurück in die Steinzeit gefallen wäre, wo wieder diese Mörderbande herrscht.

Und vor allem hätte man keine korrupte Regierung einsetzen sollen die nach der Pfeife der Konzerne tanzt.
Die Leute hatten gar keinen Grund für irgendwas zu kämpfen weil sie ihre Situation nie zum besseren gewendet hat.
Dazu kommen noch die ganzen verschiedenen Volksgruppen in Afgahnistan die sich lieber gegenseitig bekämpfen als gemeinsam die Taliban...

Vielleicht irre ich mich auch komplett und ers gibt keine Möglichkeit diesen Menschen dort wirklich zu helfen, aber daran will ich ehrlich gesagt nicht glauben.
Wir haben es einfach vermasselt. Der Westen hat es in den Sand gesetzt.
 
Und jeab, natürlich ist Deutschland 1945 eine andere Ausgangsituation als Afghanistan 2001.

Aber der Weg den man bei uns eingeschlagen hat, der hätte auch in Afghanistan funktioniert wenn man 1. gegen die Taliban richtig vorgegangen wäre und 2. durch den Aufbau der Wirtschaft den Afgahnen zu Wohlstand verholfen hätte.

Ein wesentlicher Unterschied, der Afghanistan nicht mit Deutschland vergleichbar macht, ist die Existenz von Pakistan. Die deutschen Nazis hatten - im Gegensatz zu den Taliban - kein sicheres Nachbarland. Und selbst wenn der Westen vierzig oder fünfzig Jahre am Hindukusch bleiben und Aufbauarbeit leisten würde, wären die Chance der Taliban ähnlich groß wie heute, weil der Rückzugsraum ausreicht, um die eigene Ideologie zu pflegen, Offensiven zu planen und sich mit Waffen zu versorgen.

Grüße,
Aiden
 
Ein wesentlicher Unterschied, der Afghanistan nicht mit Deutschland vergleichbar macht, ist die Existenz von Pakistan. Die deutschen Nazis hatten - im Gegensatz zu den Taliban - kein sicheres Nachbarland. Und selbst wenn der Westen vierzig oder fünfzig Jahre am Hindukusch bleiben und Aufbauarbeit leisten würde, wären die Chance der Taliban ähnlich groß wie heute, weil der Rückzugsraum ausreicht, um die eigene Ideologie zu pflegen, Offensiven zu planen und sich mit Waffen zu versorgen.

Grüße,
Aiden

In 40-50 Jahren kann sich viel ändern, wer weiß ob die Taliban dann noch auf den Nährboden getroffen wären in Afgahnistan wie die letzten Tage, vielleicht wäre es zu seinem "Kalten Krieg" der Systeme gekommen wie bei uns.
Ich denke das der Faktor Wohlstand nicht zu unterschätzen ist. Weil er in die Psychologie der Menschen spielt. Hast du was, bist du bereit es zu verdeitigen, hast du nix ist es dir egal ob du unter der demokratischen Regierung oder der Taliban nichts hast, für dich ändert sich nichts... (Zumindest wenn du ein Mann bist, was den Frauen dort blüht wissen wir wohl alle...)

Aber wie gesagt: Wir reden hier nur noch über graue Theorie.
Fakt ist: Die Sache ist erledigt.
 
Dass die (in jeder Hinsicht BIS auf die Motivation hoch überlegene) Armee sofort aufgegeben hat, ist schon einigermaßen spektakulär....zwar kann ich verstehen, dass die Soldaten verängstigt und kriegsmüde sind, aber was erwartet die Männer denn jetzt? Können die sicher sein, dass sie ungeschoren davon kommen? Die neuen/ alten Herrscher werden nicht friedlicher agieren als in der ersten Schreckensherrschaft. Es wird jetzt darauf ankommen, dass die Taliban nicht komplett unkontrolliert herrschen können. Dass sich der Westen da jetzt vor Ort natürlich selbst aus dem Spiel genommen hat, ist ein unumkehrbares Fakt. Wir sind jetzt eigentlich (weil wir es komplett verkackt haben) moralisch dazu verpflichtet, jeden afghanischen Flüchtling bereitwilligst aufzunehmen.
Was die Kontrolle der Taliban, Friedensverhandlungen und ähnliche Aktionen betrifft, will ich da weder die USA, noch die EU sehen. Einfach untätig zusehen, wie Frauen und Mädchen jeglicher Rechte beraubt werden, kann die Weltgemeinschaft aber ja auch nicht. Ganz ohne Sarkasmus: der Iran oder China (beides nicht meine Lieblingsstaaten und gerade Menschenrechte sind ja nun auch nicht deren Spezialgebiet:facep:) würden da eine größere Glaubwürdigkeit mitbringen und können es kaum schlechter machen als wir.....ich wüsste da tatsächlich keinen anderen Ausweg.
 
Dass das Land nach dem Abzug ausländischer Truppen in kürzester Zeit zusammenbricht, finde ich weder spektakulär noch irgendwie verwunderlich. Die Zentralregierung hat schon mit dem Verlieren angefangen, als sie 2013 die Verantwortung für die Sicherheit des Landes in die eigenen Hände genommen hat. In den folgenden 8 Jahren hat die Zentralregierung kontinuierlich Land und Leute verloren. Die Zahl an getöteten Zivilisten und noch mehr die Zahl an getöteten Sicherheitskräften ist jedes Jahr gestiegen. Die Taliban hatten schon lange vor Abzug der ausländischen Truppen den größten Teil Afghanistans eingenommen und schon damals haben die das ohne große Kämpfe gemacht, weil die afghanische Armee nie einen nennenswerten Erfolg zu verzeichnen hatten wenn sie auch sich alleine gestellt waren. Hinzu kommt, dass sich die afghanische Armee zum großen Teil aus der ländlichen Bevölkerung zusammensetzt, die im Urlaub wieder in Herrschaftsgebiete der Taliban zu ihren Familien zurückgekehrt sind. Im Spiegel war vor kurzem ein schöner Bericht, wie die Taliban die Kontrolle eher schleichend durch Unterwanderung an sich gezogen haben, anstatt mit brachialer Gewalt.
2013 ist das Jahr in dem man Afghanistan endgültig verloren hat, gleich nachdem man die Truppen zugunsten des Irak 2003 über Gebühr reduziert. Vor 2013 gab es eine Rückkehr afghanischer Flüchtlinge, die sich eine bessere Zukunft für ihr Land versprochen haben, denen man vielleicht noch einige Jahre hätte geben müssen um ein Fundament an Staatlichkeit aufzubauen was zumindest etwas nachhaltig ist.
 
Passend zum Desaster des Westens in Afghanistan, läuft auch die Evakuierung mehr als katastrophal. Der Flughafen wurde von verängstigten Afghanen überrannt, die verzweifelt versuchen, in die Maschinen zu kommen. Unter anderem auch die Bundeswehr weiß noch nicht mal, ob sie dort überhaupt landen kann, da die Rollfelder nicht frei sind. Was für ein entsetzliches Versagen auf ganzer Linie.

https://www.spiegel.de/ausland/flug...n-fest-a-d6b8b86b-0e3d-4631-a5d5-d4b26f386d1d
 

Wenn diese Bilder nicht Geschichte schreiben, weiß ich auch nicht.

So sieht also das Ende aus.


(Edit: Es gibt sogar Aufnahmen, bei denen man sieht wie die Afghanen von den startenden Flugzeugen in den Tod stürzen. Ein bitterer Kreis zum 11. September schließt sich.)
 
Zuletzt bearbeitet:

Wenn diese Bilder nicht Geschichte schreiben, weiß ich auch nicht.

So sieht also das Ende aus.
Finde es eine Schande das die Leute nun ihrem Schicksal überlassen werden.
Leute wie die Taliban sollten niemals die Oberhand gewinnen.
Das ist das Gegenteil der Zivilisation.

Da haben sich echt Menschen ans Flugzeug geklammert. Wie verzweifelt die sein müssen......
 
Zuletzt bearbeitet:
Das erinnert alles frappierend an die Bilder vom Ende des Vietnamkrieges, als völlig überladene Helikopter vom Dach der US-Botschaft und vom Flughafen in Saigon starteten, und trotzdem tausende zurückgelassen werden mussten.
Die Amis haben übrigens gestern 640 Menschen ausgeflogen in einem Flieger, der eigentlich nur für 134 Passagiere ausgelegt ist. Die Crew wollte einfach niemanden aus der Maschine werfen, und hat entschieden, mit allen Leuten an Bord zu starten.
Die Bundeswehr hat es am gleichen Tag tatsächlich geschafft, ganze sieben(!) Personen zu evakuieren, da nur diese auf der offiziellen Ausflugsliste standen, und es die anderen Personen auf der Liste wegen einer Ausgangssperre nicht zum Flughafen geschafft haben. Da kann man sagen, was man will, aber in Sachen Bürokratie macht uns so schnell keiner was vor. :crazy

C.
 
Das erinnert alles frappierend an die Bilder vom Ende des Vietnamkrieges, als völlig überladene Helikopter vom Dach der US-Botschaft und vom Flughafen in Saigon starteten, und trotzdem tausende zurückgelassen werden mussten.
Die Amis haben übrigens gestern 640 Menschen ausgeflogen in einem Flieger, der eigentlich nur für 134 Passagiere ausgelegt ist. Die Crew wollte einfach niemanden aus der Maschine werfen, und hat entschieden, mit allen Leuten an Bord zu starten.
Die Bundeswehr hat es am gleichen Tag tatsächlich geschafft, ganze sieben(!) Personen zu evakuieren, da nur diese auf der offiziellen Ausflugsliste standen, und es die anderen Personen auf der Liste wegen einer Ausgangssperre nicht zum Flughafen geschafft haben. Da kann man sagen, was man will, aber in Sachen Bürokratie macht uns so schnell keiner was vor. :crazy

C.

Die CDU warnt ja schon lautstark davor, dass sich 2015 nicht wiederholen dürfe. Man wird in den nächsten Monaten bestimmt ganz erstaunt sein, wenn die Zahl der afghanischen Flüchtenden "plötzlich" steigt.

Hauptsache die EU hat vor wenigen Jahren den Friedensnobelpreis bekommen...

Grüße,
Aiden
 
Die CDU warnt ja schon lautstark davor, dass sich 2015 nicht wiederholen dürfe. Man wird in den nächsten Monaten bestimmt ganz erstaunt sein, wenn die Zahl der afghanischen Flüchtenden "plötzlich" steigt.

Hauptsache die EU hat vor wenigen Jahren den Friedensnobelpreis bekommen...

Grüße,
Aiden

Da steckt die pure Angst vor der AfD dahinter.
Kurz vor der Wahl wäre das natürlich das Wahlkampfthema für die.

Die CDU verkauft mal wieder das C im Namen aus Angst vor den Rechten und aus Angst vor der Bundestagswahl.

7 Menschen in eine Maschine, von der wir wissen das sie 640 tragen kann...
Bildlicher kann man die Missachtung, Verhöhnung der Werte für die wir angeblich stehen gar nicht darstellen.
 
In der Tagesschau warf ein Journalist aus Afghanistan vor dass die Deutsche Bürokratie strikt nach irgendwelche Listen vorgeht, wo doch völlig klar ist dass der Taliban später egal sein wird ob Kollaborateure auf Gehaltslisten der Bundeswehr stehen oder nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben