Mortal Engines (2018)
In einer nicht allzu fernen Zukunft hat der „60-Minuten-Krieg“ die Erde verwüstet und die Menschheit in ein post-apokalyptisches Zeitalter katapultiert. Die Überreste der Menschheit fahren in mal mehr, mal weniger großen mobilen Städten durch die Ödnis, um ihr Überleben zu sichern. London, eine gewaltige s.g. „predator city“, befindet sich gerade in Europa auf der Suche nach kleinen Städten, die sie sich einverleiben kann. Der hoch angesehene Lord Major Thaddeus Valentine (Hugo Weaving) wird kurz nach einem solchen Überfall selbst Opfer eines Attentates durch die junge Hester Shaw (Hera Hilmar), die ihn um jeden Preis töten und den Tod ihrer Mutter rächen möchte. Unbeabsichtigt ins Kreuzfeuer gerät dabei der Historiker Tom Natsworthy (Robert Sheehan), welcher sich später auf Hesters Seite schlägt, um Valentine aufzuhalten.
Es war November 2018, als Universal die für 100 – 150 Mio. $ teure und von u.a. Peter Jackson produzierte Romanverfilmung in die Kinos brachte, um ein neues Franchise zu begründen. Doch statt in die Fußstampfen von Harry Potter oder Hunger Games zu treten, floppte die Produktion phänomenal an den Kinokassen und sämtliche Pläne für ein Sequel wurden begraben.
Visuell hat Mortal Engines dabei sogar einiges zu bieten. Es wurde eine interessante steampunkige Welt mit bildgewaltigen Sets, Designs und aufwendigen Kostümen geschaffen, die man so auf der großen Leinwand nicht allzu oft zu Gesicht bekommt. Die menschliche Zivilisation lebt zersplittert in der „Ödnis“ (die gar nicht so unwirtlich wirkt), von den großen Städten bis hin zu einzelnen Gebäudekomplexen, alle hochmotorisiert und darauf ausgelegt, einander zu entkommen und die Welt nach Rohstoffen und s.g. Old-Tech, Technologie aus der Zeit vor der Apokalypse, zu durchforsten. Aus einem Technologiemix zwischen Düsenantrieb und Aerostatik werden Luftfahrzeuge und sogar fliegende Stationen konstruiert, von denen die Menschen aus operieren. Wer sich auf das Szenario grundsätzlich einlassen kann, wird Spaß daran finden, diese Welt zu erkunden und in dem Film vielleicht den Anreiz finden, sich Begleitliteratur über das (concept) artwork zuzulegen. Weit weniger überzeugend sind leider die Handlung und vor allem die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander. Regie und Produzenten einigten sich offenbar darauf, die klassische Formel einer Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Menschen in einem Abenteuerfilm anzuwenden, und das leider auf eine weniger gute Art und Weise. Am Anfang stehen sich Hester und Tom noch sehr skeptisch gegenüber, dann darf jeder dem anderen das Leben retten und Schritt für Schritt finden der softe Typ und die kämpferische Typin zueinander, Gefühle kommen in Wallung und so weiter …
Darüber hinaus ist der Film mit seinen Figuren und deren Geschichten überladen, worunter diese und damit die Empathie des Zuschauers sehr leiden. Chris Stuckman hat in seiner Review geäußert, der Film fühle sich an wie der dritte Teil einer Reihe, nur dass es die ersten beiden halt nicht gab. Das trifft es gut auf den Punkt. Jeder hat sein Paket zu tragen, aber emotional abgeholt wurde ich nie, dafür passiert zu viel in zu kurzer Zeit und auch nicht überzeugend genug erzählt. Besonders negativ in Erinnerung ist mir der kurze, aber immer wieder auftauchende Handlungsstrang um Valentines Tochters Katherine geblieben, der einfach zu gar nichts führt und dem man auch gleich aus dem Film hätte schneiden können. Ein Paradebeispiel für absolut rudimentäre Figuren und ihr Tun.
Mortal Engines versagt als Geschichte, daran ändern auch eindrucksvolle Designs nichts. Für Letztere lohnt sich für den ein oder anderen nochmal ein Blick auf diese Welt, ansonsten findet man hier leider nicht viel Lohnenswertes.