Bastion

Bastion - Bastion Center - Sith-Tempel - Domäne des Imperators - Nebenraum des Thronsaals - Darth Angelus, Darth Zion, Adria Guldur, bisher unbekannte Gesichter (Kira Guldur, Aren Vayliuar), sämtliche Mitglieder des Ritterordens, Herold Iago Kroan, Imperatorin Lucienne Raynar Vendar


Imperator Allegious war tot. Gefallen. Verraten und hinterlistig gestürzt. Selbst als seine Nachfolgerin mit unbestreitbarer Anmut den Nebenraum betrat – und Angelus sich gemeinsam mit den anderen vor der neuen Imperatorin niederkniete –, hallten diese Worte unaufhörlich in seinem Geist wider. Darth Allegious war sein Herr gewesen. Sein Patron. Sein Schild. In dessen Licht hatte sich der adelige Krieger gesonnt, unter dessen Schatten er Schutz gefunden. Es war Allegious, der ihn in den Ritterorden berief. Allegious, durch den er in den Extinktorenzirkel gefunden hatte. Allegious, durch dessen Einfluss er auf Kelada aus der Gefängniszelle befreit worden war. Angelus hatte ihn gefürchtet und respektiert. Und mehr noch – in einer Galaxis voller mächtiger Stimmen war Allegious die einzige Autorität gewesen, die Darth Angelus wirklich anerkannte. Sein Wegfall hinterließ eine Leere – kalt, stumm und drückend –, die sich wie ein eiserner Griff um Angelus’ Innerstes legte. Eine Lücke, die sich nicht nur um die Macht selbst drehte, sondern auch um Orientierung. Wie sollte es nun weitergehen? Nur eines wusste er mit unerschütterlicher Gewissheit: Von nun an war er auf sich allein gestellt. Ein junger Sith-Krieger, umgeben von Raubtieren – in einem Haifischbecken, in dem nur die Stärksten überlebten. Während um ihn herum die Szene weiterlief und die Stimme der Imperatorin Lucienne Vendar den Raum erfüllte, arbeitete sein Verstand bereits fieberhaft. Und in einem Punkt gewann er sofortige Klarheit: Er würde stärker, härter und unnachgiebiger sein müssen als je zuvor. Der Darth Angelus der Vergangenheit würde gegenüber dem, was nun kommen musste, verblassen – in jeder erdenklichen Hinsicht. Denn es gab keine höhere Autorität mehr, die ihn lenkte. Keine Ketten. Keine Schranken. Von jetzt an drehte sich alles nur noch um ihn.

Inmitten der Achterbahnfahrt aus Gedanken und Empfindungen über das, was vor ihm lag, zwang sich der Krieger zurück ins Hier und Jetzt. Anders als bei
Allegious verspürte er keine Furcht mehr, den Blick auf die neue Imperatorin zu richten. Sie war eine schöne Frau – weder jung noch alt, von natürlicher Eleganz, mit der Stilsicherheit einer Hochgeborenen. Und er erkannte es sofort, ohne auch nur darüber nachdenken zu müssen – so wie nur jemand es erkennen konnte, der selbst aus edler Herkunft stammte. Doch selbst sein treibender Opportunismus vermochte es noch nicht, ihn in die zustimmenden Jubelrufe mit einstimmen zu lassen. Zuerst musste er Klarheit darüber erlangen, was das alles für ihn bedeuten würde.

Wieder war es der
Herold, der hervortrat und das Wort an den innersten Zirkel imperialer Macht richtete – den Orden der imperialen Ritter. Sabar rechnete nicht damit, aus diesem ausgeschlossen zu werden, doch in seinem Inneren baute sich dennoch eine spürbare Spannung auf. Eine Gruppe von etwas abseits postierten Anwärtern wurde namentlich aufgerufen. Angelus hörte aufmerksam zu, analysierte jeden einzelnen Namen. Einer davon ließ ihn unweigerlich aufhorchen: Kira GuldurAdrias Mutter. Sein Blick wanderte zu ihr, gerade als sie sich, gemeinsam mit den anderen, zum Eid niederkniete und ihm dabei selbstverständlich den Rücken zukehrte. Sie war eine hochgewachsene Frau, und die Ähnlichkeit zu ihrer Tochter war kaum zu leugnen.

Dann begann die nächste Phase der Zeremonie. Die Ritter des Ordens gingen erneut auf die Knie, auch Angelus, um ihren Eid zu erneuern. Leise, im Einklang mit den anderen, sprach er die Worte nach, die der
Herold ihnen vortrug. Danach erhoben sie sich, gerade als die Stunde der Knappen anbrach. Der wölfische Blick des ehrgeizigen Kriegers flackerte kurz auf, als er auf das bronzene Ordenszeichen hinabblickte, das an der Schnalle um seinen Hals hing. Erste Namen wurden genannt, dann fiel seiner. Sein Blick hob sich zuerst, dann sein Körper – und seine grünen Augen trafen für einen flüchtigen Moment die der neuen Imperatorin. Unter dem schweren Pelzumhang, den er wie ein ständiges Schlachtbanner mit sich trug, trat Darth Angelus mit eleganter, raubtierhafter Anmut vor, um vor Lucienne Vendar zu knien. Kurz darauf ertönte auch Adrias Name, und er spürte ihre Präsenz leicht hinter sich, vertraut und gleichzeitig distanziert, ehe sie sich direkt neben ihm einfand.

Die
Imperatorin trat vor die vier Knappen, und mit jedem Schritt schien ihre Präsenz schwerer auf den Raum zu drücken – anziehend, aber zugleich von einer Wucht, die kaum zu ignorieren war. Ihre Stimme, ruhig und klar wie ein scharf geschliffenes Messer, schnitt durch jedes innere Zögern und ließ keinen Raum für Zweifel. Die vier wurden erhoben. Von diesem Moment an würde Darth Angelus den Ritterorden in Silber tragen. Der Ansatz eines dunklen Lächelns spielte um seine Lippen, als er entschlossen das Haupt hob und der Imperatorin direkt entgegenblickte. Wenn das die Karten waren, die ihm nach dem Fall seines Schutzherrn ausgehändigt worden waren, dann war es zumindest ein guter Anfang.

Gemeinsam mit den anderen Erhobenen trat er zurück in den Halbkreis. Die Zeremonie setzte sich fort, doch versank im Sog seiner Gedanken. Was hier geschah, war Geschichte. Das Imperium stand am Beginn einer neuen Ära – es würde Vergeltung üben, seine Feinde brechen und seine Dominanz über die Galaxie erneut festschreiben. Und mit diesem Umbruch eröffneten sich neue Wege.
Allegious hatte ihn einst auserwählt, weil er in ihm etwas Besonderes erkannte. Lucienne Vendar ging es hingegen wohl um die Sicherung ihrer Macht und den Erhalt des Ritterordens als Machtstruktur. Die erste Option war für Sabar sicherlich vorteilhafter, doch auch mit dem Status Quo würde er arbeiten können.

Der Herold verabschiedete sich und die Herrscherin bald darauf nach einer letzten feierlichen Ansprache, ehe die beiden die Halle verließen. Während sich der Halbkreis bereits lichtete, blieb Angelus wie angewurzelt stehen. Seine Hand glitt langsam hoch zu dem neuen Silberorden um seinen Hals.

Er fasste er seinen Entschluss, der wie durch einen Automatismus seinem Selbstverständnis entsprang: Sein Aufstieg würde unverändert weitergehen. Er war der Prachtvollste. Der Stärkste. Der Schönste. Und auch Imperatorin Vendar würde das erkennen – früher oder später.

Bastion - Bastion Center - Sith-Tempel - Domäne des Imperators - Nebenraum des Thronsaals - Darth Angelus, Darth Zion, Adria Guldur, Kira Guldur, Aren Vayliuar, sämtliche Mitglieder des Ritterordens
 
Bastion, Tempel der Sith, Kuppelsaal-Nebensaal des Thronsaals: Imperatorin Lucienne Raynar Vendar, Adria, Angelus, Zion, Kira, Aren, der Herold, und einige andere Geladene.


Sie durften sich erheben. Die neue Imperatorin wollte zu ihnen sprechen. Adria beobachtete sie genau und lauschte ihren Worten. Nicht die geringste Bewegung entging ihr. Adria studierte sie förmlich. Die Sith da vorne hatte es geschafft. Sie war eine Frau wie Adria und dennoch war sie jetzt Imperatorin. Sie hatte Autorität und ihr ganzes Auftreten war einschüchternd. Eine Konkurrenz für ihre Mutter hatten sie nicht einkalkuliert. Kira war eine Größe unter den Sith, aber an die neue Imperatorin reichte auch sie nicht heran. Sie brachte ihre nervige innere Stimme zum Schweigen, denn sie wollte doch zuhören.

Sie würden das Fundament sein, das Fundament ihrer Herrschaft. Damit waren die Ritter gemeint und somit auch Adria. Sie sollten für Stabilität und Fortbestand sorgen. Es waren schöne Worte, denen so viel Bedeutung innewohnte. Adria fühlte sich bedeutsam und wichtig. Ihre Hand spielte unbewusst mit dem Anhänger in Bronze, welches sie als Ritterin auswies. Alle Ritter waren etwas Besonderes! Das wurde ihr erst jetzt so richtig in vollem Umfang bewusst. Die Imperatorin tönte, das sie das Rückgrat des Imperiums seien. Früher hatte es Bürgerkrieg beim Machtwechsel gegeben, doch dieses Mal nicht.

Der Herold trat vor und verkündete neue Ritter. Der erste Name war ein ihr unbekannter Aren. Adria horchte auf, als dann der Name ihrer Mutter fiel und war plötzlich dermaßen aufgeregt, als beträfe es sie selbst. Ihre Mutter durchlief mit einigen Anderen die Aufnahmezeremonie und wurde durch den symbolischen Ritterschlag in den Kreis der Ritter aufgenommen. Adria freute es sehr, auch Mutter unter den Rittern dabei zu haben. Kira wurde der Anhänger in Bronze mit einer Kette um den Hals gelegt. Sie wusste, für ihre Mutter war es von großer Bedeutsamkeit. Der alte Imperator hatte sie töten wollen, als sie schwanger war. Obwohl es Quatsch war, fühlte Adria sich schuldig in dem Moment, so ein wenig. Auch Adria war damit sein Ziel gewesen. Auch noch, als sie klein war. So kam es ja erst dazu, dass sie als Dschungelkind aufwuchs. Später erhielt sie Anerkennung, doch ihre Mutter erhielt allenfalls Häppchen. Und ihr Vater war auf Geheiß Allegious umgekommen. Was hieß umgekommen?! Umgebracht! Die gesamte Familie hatte im Grunde unter dem Imperator gelitten. Jetzt brachen eindeutig neue Zeiten an. Gut, wenn Kira es mit oder ohne den Grafen Sturn zur Imperatorin geschafft hätte, wäre Adrias Aufstieg schneller vonstatten gegangen. Aber, unter der neuen Imperatorin Lady Vendar lag ihnen eine Zukunft vor den Füßen, eine Treppe, die sie nur hinaufsteigen brauchten. Alle Weichen waren dafür gestellt. Es würde nicht ganz so schnell sein, als wäre die Mutter selbst Imperatorin, aber schnell genug. Zufrieden blickte Adria in ihre Zukunft.

Die Imperatorin hielt noch eine Rede zu allen Rittern. Sie hätten in Zeiten wie diesen, in Zeiten des Umbruchs, ihre Standhaftigkeit bewiesen. Adria rauschten bei diesen Worten die Ohren. Umbruch!? In dem Moment wurde ihr alles klar. Und sie war froh, nicht gegen ihre Mutter gekämpft und diesen miesen alten schwachen Imperator beschützt zu haben, noch dazu, wobei sich später herausstellen sollte, dass der längst von der Jedirätin getötet worden war. Sie hatte auf der Seite gekämpft, die den Imperator Allegious stürzen, besser gesagt, töten wollte. Im Geiste sah sie dessen Leibwachen angro auf dem Boden der Zitadelle auf Kast tot oder sterbend. Sie selbst hatte Dutzende getötet. Dann sah sie die Schlacht gegen die Jedi vor ihrem geistigen Auge. Der Herold unterbrach ihre Erinnerung.

Er forderte alle auf, erneut niederzuknien und den Eid zu erneuern. Der Herold sprach ihnen die Worte vor, sie alle sprachen sie nach. Adria tat es mit Inbrunst der Überzeugung. Nach Janus`Tod lag alles in Scherben und sie dachten sich ihrer glorreichen Zukunft beraubt. Doch plötzlich sah alles ganz anders aus. Sie konnte optimistisch und positiv in die Zukunft blicken und nicht nur sie. Die gesamte Familie Guldur.

Sie durften sich wieder erheben. Es gab eine Beförderung. Adria verschlug es vor Aufregung fast den Atem, als sie hörte, dass Angelus aufgerufen wurde. Sie hoffte kurz, dass auch ihr Name fallen würde und so kam es. Gleich nach ihm. Sie kniete sich neben ihm nieder. Ihr Herz pochte aufgeregt. Sie und noch zwei Andere erhielten als Auszeichnung für ihre Verdienste an ihrem Amulett das Abzeichen in Silber. Adria spürte den Blick der neuen Imperatorin unverwandt auf sich, als sie ihr das Amulett umlegte. Adria ließ den Blick dabei gesenkt. Sie war dabei emotional zutiefst ergriffen. Sie wären nun das Schild des Imperiums, sprach die Imperatorin. Adria wollte die neue Imperatorin nicht enttäuschen. Sie war sehr stolz auf sich. Und, es würde noch mehr Geld monatlich bedeuten. Sie sagte, sie hätten sich dafür bewährt.

Der Herold sprach wieder, nachdem sich die Ritter in Silber, die gerade befördert worden waren, erhoben hatten. Schön war, dachte sich Adria, dass Mutter diesmal bei ihrer Beförderung dabei sein konnte. Ob sie stolz auf Adria war? Jedes Kind wünschte sich die Anerkennung seiner Eltern.

Der Herold forderte alle auf, sich im Saal um-bzw. anzusehen. Sie Alle, die hier Anwesenden, würden nun der Krönungszermonie beiwohnen und Zeuge dessen sein. Adria begriff, diese stand also doch noch entgegen ihrer Annahme aus. Mit der Krönung würde eine neue Ära anbrechen, prophezeite und versprach er. Adria war begeistert und ergriffen. Mutter, Angelus und sie würden dabei sein! Was für eine Ehre! Die eigentlich noch ungekrönte Imperatorin ging vor. Es sollte dazu in den Thronsaal gehen. Ein Raunen erhob sich. Man flüsterte sich schnell dies und das zu. Sie sollten noch etwas hier warten. Adria nutzte rasch ebenfalls die Gelegenheit und sprach Angelus neben sich an:


“Sorry, ich war dort. Ich sah seine Leiche. Allegious. Ich durfte darüber nichts sagen. Es war diese Jedirätin, die hier, ganz gewiss nicht ohne Hilfe, aus dem Tempel fliehen konnte. Es war eine ganze Horde Jedi. Meine Mutter und ich kämpften erbittert gegen Brianna. Sie wäre tot, wenn der Graf Sturn nicht alles versaut hätte.”

Sie zuckte dabei mit den Achseln, um ihre Worte zu unterstreichen.

“Wir können stolz auf uns sein. Silber! …Darf ich dir schnell meine Mutter, die große Kira Guldur vorstellen?”

Sie wartete seine Antwort nicht ab, denn als sie zusammengedrängt worden, warum auch immer war Bewegung entstanden, stand sie plötzlich neben ihnen und sie ergriff gleich die Gelegenheit.

Mutter, schön dich hier zu sehen und das du diesmal meiner Beförderung beiwohnen konntest. Ich freue mich, dass du nun auch eine Ritterin bist und zu uns gehörst. Mutter, das ist übrigens Darth Angelus. Er war damals während meiner Schülerzeit sowas wie ein Mitschüler und Kontrahent. Wir haben damals zusammen den legendären Jedi Fraan getötet. Das machte uns ein wenig berühmt. Und zu Rittern."

"
Angelus, das ist meine Mutter, die große Kira Guldur, Executorin. Es freut mich, sie dir vorstellen zu können.”

Dann flüsterte sie ihrer Mutter ins Ohr:

Mutter, unsere Zukunft liegt nicht in Scherben. Sie liegt vor uns. Lady Vendar ist unsere Zukunft! Und wir sind auserwählt worden, an der Krönung teilzunehmen! Lass dir das mal auf der Zunge zergehen! Und auf den Thron kommt eine Frau!”

Adria konnte ihr Glück kaum fassen. Sie schenke ihrer Mutter ein Lächeln und einen bedeutungsschweren Blick. Adria war auf die Krönung gespannt und voller Vorfreude.


Bastion, Tempel der Sith, Kuppelsaal neben dem Thronsaal: Zion, Adria, Kira, Angelus, Aren, viele andere Ritter
 
Bastion / Alt-Varnin / Centrilux-Tower / Verwaltungstrakt von Aurean Transit / Büro von Kestal / Sane, Samin, Sicherheitsmann Jonas, weitere Bewaffnete und Geiseln

Gemeinsam mit Samin schaffte Sane den bewusstlosen General aus dem Büro. Es war keine einfache Aufgabe. Eigentlich hätten sie eine Trage gebraucht, den Kopf des Mannes stabilisiert, vielleicht sogar einen Medizindroiden zur Unterstützung gehabt. Doch ihre Situation war weit entfernt von „ideal“. Wie lange war es her, dass er auf diese Weise jemanden versorgen musste? Wahrscheinlich während der letzten Schlacht von Corellia. Danach hatte er nur noch in Arztpraxen und Kliniken gearbeitet – Orte, an denen es wenigstens saubere Laken und funktionierende Ausrüstung gab. „Hier schließt sich der Kreis also“, dachte er und verkniff sich ein Lächeln. Dass ausgerechnet er, ein imperialer Adliger, auf Bastion einen imperialen General unter solchen Umständen versorgen würde – damit hätte er in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet.

Sie brachten den Mann durch die Korridore in den Pausenraum, begleitet von einem der bewaffneten Geiselnehmer. Sane wusste, dass sie ihren Aufpasser loswerden mussten – leise, wenn möglich. Danach brauchten sie einen Ausweg aus dem Tower. Zeit war ein entscheidender Faktor. Wenn sie zu langsam waren, verpassten sie Samins Tochter – und mit ihr vielleicht die einzige Chance, die Kinder von diesem Ort zu befreien. Kestal und seine Truppe taten im Grunde dasselbe wie sie – sie wollten die Kinder retten. Aber konnte man sie wirklich diesem Irren überlassen? Andererseits: Der CEO hatte es geschafft, sie all die Jahre unbemerkt vor dem Imperium zu verstecken. Das war mehr, als Sane selbst je erreicht hatte. Er schüttelte die Gedanken ab. Jetzt war nicht die Zeit für moralische Abwägungen. Ein Schritt nach dem anderen.

Als der General vorsichtig auf dem Boden des Pausenraums abgelegt wurde, griff Samin nach einem Notfall-Medipack an der Wand. Sane kniete sich bereits daneben und untersuchte die Verletzung. Der Schlag war heftig gewesen. Sie alle hatten das Knacken gehört – ein dumpfes, erschreckendes Geräusch, das Sane noch immer in den Ohren nachhallte. Wahrscheinlich war es der Schädelknochen gewesen. Vielleicht aber auch nur die Nase oder der Kiefer. Er zwang sich zur Konzentration.

„Schädelprellung. Möglicherweise ein Bruch. Eventuell sogar eine intrakranielle Blutung“, murmelte er, während er die Blutung vorsichtig abtastete. Dann riss er eine sterile Kompresse auf und drückte sie sanft auf die Wunde. „Wir müssen den Kopf ruhig halten“, sagte er mehr zu sich selbst als zu Samin, während er mit improvisierten Bandagen aus dem Medipack die Kompresse befestigte. Eine Halskrause hatten sie nicht – also nahm er einen zusammengerollten Overall von einer Stuhllehne und bettete ihn seitlich gegen den Hals des Generals. Dann trafen sich seine und Samins Blicke. Er verstand sofort.

„Wir brauchen etwas zum Kühlen“, sagte er laut und sah sie dabei vielsagend an. Samin nickte knapp, wandte sich an die Wache und wies sie in festem Ton an, kaltes Wasser zu holen. Kaum war der Mann aus dem Raum, reichte sie Sane den Injektor. Mit geschickten Fingern schnappte er sich eines der Ampullenfläschchen und zog die Flüssigkeit auf. Ein starkes Beruhigungsmittel. In der richtigen Dosis ließ es den Gegner einfach bewusstlos werden. In der falschen konnte es töten. Sane hoffte, er hatte sich nicht verrechnet.

Als die Wache zurückkehrte und ihm das Glas Wasser reichte, ging alles blitzschnell. Der alte Automatismus funktionierte noch. Sane packte den Mann am Arm, drehte sich mit einer fließenden Bewegung hinter ihn, presste eine Hand auf den Mund – und rammte die Spritze in seinen Hals. Ein Zischen. Ein erstickter Laut. Dann brach der Mann zusammen, die Beine einknickend wie bei einer Puppe, deren Fäden man gekappt hatte. Nur das Klirren des fallenden Glases war zu hören.

Sane griff sofort nach dem E-11 des Geiselnehmers, überprüfte mit geübtem Blick die Waffe, stellte auf Betäubung und klappte die Schulterstütze aus. Für den General hatte er getan, was in seiner Macht stand. Natürlich wäre es besser gewesen, ein Sanitäter bliebe bei ihm – aber das war keine Option.

„Die merken vielleicht schon, dass hier was nicht stimmt“, sagte er knapp. „Wir müssen weg. Jetzt. Bleib hinter mir.“

Das Treppenhaus? Keine Chance – dort hatte Kestal sicher Wachen positioniert. Aber in einem Hochhaus wie diesem gab es Wartungsschächte. Und wo es Turbolifte gab, gab es Zugangspunkte für Techniker. Mit der Waffe im Anschlag lugte Sane vorsichtig auf den Korridor hinaus.

„Ich bin mir sicher, ich hab was gehört“, klang es dumpf aus dem Büro Kestals.

„Dann geh doch nachschauen, wenn du dir so sicher bist!“

Sane griff nach Samins Hand, legte sie sich auf die Schulter – ein stummes Zeichen. Sie bewegten sich geduckt durch den Flur, Schritt für Schritt. Die Turbolifte lagen nicht in der Richtung, aus der sie gekommen waren – das wusste Sane. Also blieb nur die entgegengesetzte Seite. Er schlich an den Bürozellen entlang. Das gedimmte rote Notlicht tauchte die Gänge in Schatten. Ausnahmsweise spielte die Situation ihnen in die Karten.


Bastion / Alt-Varnin / Centrilux-Tower / Verwaltungstrakt von Aurean Transit / Korridor / Sane, Samin
 
Braxant-Sektor - Sartinaynian-System - Bastion - Alt-Varnin - Plaza vor dem Centrilux-Tower | Ralo, Jean, Lily, sowie (NPCs) Q9 und Major Quarrel

Jean runzelte leicht die Stirn, als Ralo seine Zweifel formulierte. Ihre Augen blieben auf den schematischen Grundrissen des Centrilux-Towers, doch ihre Stimme war deutlich – und klar auf die Lage konzentriert:


„Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wenn es eine offizielle Verbindung zum Kameranetz gibt, nutzen wir die." brummte die Agentin und nickte dann gedankenverloren.


Sie wandte sich leicht in Richtung des BSC-Majors. Ihre Haltung war angespannt, aber fest.


„Major, lassen Sie Ihre Techniker die Verbindung zum internen Überwachungsnetz aufbauen. Aber ich will in spätestens fünf Minuten sehen, was im Gebäude passiert. Die Zeit rennt uns weg“


Dann sah sie wieder zu Ralo.


„Ich würde vorschlagen, dass du die BSC Einheiten beim Zugriff koordinierst“sagte die Agentin an ihren Kollegen gewandt und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die aus dem Dutt gefallen war.


Sie atmete einmal tief durch, dann trat sie an das zentrale Kom-Terminal.


„Ich will außerdem Funkkontakt mit dem Anführer der Geiselnehmer. Gibt es einen Kanal? Ein Frequenzband? Ich will jetzt mit ihnen sprechen.“


Die Agentin sah nicht einmal auf die Uhr – aber jeder spürte, dass die Minuten zählten. Ihr Herz raste, doch die Agentin versuchte die kühle Miene zu halten. Wenn auch nur ein Name der Gästeliste auf einem Friedhof in Bastion liegen würde, könnte sie sich das nicht verzeihen.

Jean wartete nervös als der Techniker begann an einer Verbindung zu arbeiten. Verhandlungen hatte sie noch nie geführt.

Braxant-Sektor - Sartinaynian-System - Bastion - Alt-Varnin - Plaza vor dem Centrilux-Tower | Ralo, Jean, Lily, sowie (NPCs) Q9 und Major Quarrel
 
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