Zuletzt gekaufter/gesehener Film - Allgemeiner Filmthread

Das denke ich auch.... Ich vermute, die Regisseurin hat viel Mühe darauf verwendet, den weiblichen Blick in den Vordergrund zu stellen. Also nicht nur, dass die Darstellerinnen direkt zur Kamera schauen. Sondern auf den männlichen Blick auf weibliche Figuren verzichtet. Zumindest liest es sich so und sieht im Trailer so aus.
Das ist für uns als Zuschauer tatsächlich erstmal ungewohnt, weil man ja doch durch unzählige Bilder, bestimmte Posen, Bewegungen, Farben etc. beeinflusst ist.

Genau, das sieht man besonders gut an der Figur Angelika. Der Film zeigt zwar männliches Begehren und Gewalt, bleibt aber nicht in dieser Sichtweise stecken. Der mögliche Missbrauch durch den Onkel und die Schwärmerei des Cousins wirken nie romantisch oder reizvoll, sondern bedrohlich und beklemmend. Die Kamera bleibt bei Angelika, macht ihre Unsicherheit und Verletzlichkeit spürbar. Der Film zeigt also weniger, wie Männer sie sehen, sondern vielmehr, was dieser Blick mit ihr macht. So übernimmt er den männlichen Blick nicht, sondern legt ihn offen und stellt ihn kritisch in Frage.

Vielleicht ist der Film durch seine Art eher sogar "gefährlich" oder zumindest schwer zu verarbeiten, wenn man selbst mental nicht so stabil ist. Da ist ein klarer Handlungsstrang vielleicht sicherer. Ich weiß es nicht...

Ja. Für psychisch stabile Zuschauerinnen und Zuschauer kann der Film eine künstlerische Erfahrung sein, die zum Nachdenken und Fühlen anregt. Für Menschen in einer akuten Krise könnte es dagegen schnell zu viel werden, weil die Bilder und die Atmosphäre die eigene innere Dunkelheit eher verstärken als abfedern. Wiederholt wird auch Todessehnsucht thematisiert.
 
„Fantastic Four: First Steps (2025)“

Als ich den Trailer dazu sah, war ich doch ziemlich skeptisch. Wenn ich ehrlich bin. Ein vierter Film mit einer vollkommen neuen Besetzung, kann das was sein? Nachdem ich ihn gesehen habe, kann ich sagen: ja.

Ähnlich wie im neu erschienenen „Superman-Film“ sind die vier Protagonisten bereits Superhelden und Beschützer der Welt. Wie sie im Weltraum „den Unfall“ hatten und zu den Superhelden wurden, wird nicht gezeigt, sondern von einem Präsentator erklärt. Auch wenn das wunderbar funktioniert, hat mir das persönlich an dem 2005er-Film besonders gut gefallen. Ebenso fehlt mir ein Charakter wie Doctor Doom und die Neckerei zwischen „Die Fackel“ und „Das Ding“.

Trotzdem ein guter Superhelden-Film.

8/10
 
Der Salzpfad
Der Salzpfad lebt von der leisen Kraft einer Beziehung, die im Zentrum steht. Was hier sichtbar wird, ist eine Liebe, die nicht durch spektakuläre Gesten überzeugt, sondern durch kleine Zeichen von Nähe, durch Blicke, durch das unbedingte Vertrauen zweier Menschen. Der Film ist so angelegt, dass keine äußere Dramatik von der inneren Intensität ablenkt. Statt Effekten gibt es eine langsame, gleichmäßige Erzählweise, die die Konzentration auf die beiden Figuren im Fokus hat.

Besonders hervorzuheben ist das Schauspiel von Gillian Anderson. Ihre Darstellung ist von einer stillen Präzision, die jede Gefühlsregung im Gesicht lesen lässt, bevor Worte sie benennen. Sie zeigt Würde, Verletzlichkeit und Zärtlichkeit zugleich, ganz natürlich. Neben ihr überzeugt Jason Isaacs mit Wärme und leiser Komik, wodurch das Zusammenspiel der beiden eine glaubwürdige und bewegende Zweisamkeit entstehen lässt. In dieser intensiven Paarbeziehung liegt das Herzstück des Films.

Die Bilder der Küstenlandschaft sind eindrucksvoll, aber sie treten nie in den Vordergrund. Sie bilden vielmehr eine zurückhaltende Kulisse, die das menschliche Drama rahmt, ohne es zu übertönen. Dadurch bleibt die Aufmerksamkeit bei dem, was wirklich zählt, nämlich der Liebe, die trotz Erschöpfung und Widrigkeiten Bestand hat.

Kritisch lässt sich anmerken, dass das gleichförmige Erzähltempo mitunter ermüdend wirken kann. Doch gerade in dieser Ruhe liegt die eigentliche Spannung. Sie entsteht aus der Art, wie zwei Menschen einander tragen, wie sie ihre Beziehung als tägliche Aufgabe begreifen. Der Film ist damit weniger eine Naturidylle als vielmehr ein stilles Porträt über die Arbeit an einer Partnerschaft.

Am Ende ist Der Salzpfad kein Film, der durch Wendungen überrascht, sondern einer, der durch sein Schauspiel berührt. Gillian Anderson und Jason Isaacs tragen ihn fast allein und machen ihn zu einer Studie über Liebe in der Grenzsituation.
 
„The Ballad of Wallis Island“

Charles, ein exzentrischer Lottogewinner, der auf einer entlegenen Insel vor England lebt, lädt den Musiker Herb und die Musikerin Nell zu sich ein, um ein Konzert zu geben. Doch was die beiden nicht wissen, ist, dass ihr Publikum nur aus Charles besteht…“

Dies ist einer dieser wunderbaren britischen Filme, wie etwa „Grasgeflüster“, „Kinky Boots“ oder „Irina Palm“. Ein wirklich toller Streifen: witzig, lebensbejahend, herzerwärmend.

9/10
 
Beim Allianz Tag des Kinos gab es für mich heute noch ein paar nette bis tolle Aufführungen.

Elio
Lediglich ein okayer Pixar-Film … und trotzdem overall gut. Background, Konflikt und Zwischenmenschliches harmoniert miteinander wunderbar. Einzig das Pacing könnte wirklich besser sein.

Ich denke der Film wäre sogar ideal, wenn man sein Kind eine Einstiegshilfe für Star Trek geben will.

22 Bahnen
Irgendwie hatte ich bei dem Film den Eindruck, dass X Fässer aufgemacht werden … und ein paar einfach mittels Ausprache nach 90+ Minuten gelöst werden. Aber während der Hauptlaufzeit konnte mich das Zwischenmenschliche & gerade das Schauspiel überzeugen.

Nebstdem: Ich bin jetzt in der Postmoderne der deutschen Literatur nicht besonders drin … Aber gerade im Kontext der Bücher, die ich in der Schulzeit lesen musste im Vergleich zur Roman-Vorlage (2023 rum, wirkt aber eher wie 2013 wie die meisten Bücher meiner Oberstufenzeit bis und mit Gymnasium.) habe ich den Eindruck, dass da viele Standardzutaten für Teeny-Dramen einfach zusammengerührt werden und die es auf irgendwie auf die Bestseller-Listen schaffen. Oder ist das nur mein Eindruck?

Hat sich jetzt nicht gezogen, aber war doch der schwächste Film heute.

Relay - The negotiator
Der Beste Film des Tages. Thriller, wo jede Szene dich in der Immersion drin behält. Der Twist wirkt etwas plötzlich … Aber ansonsten tolle durch Plot getriebene Geschichte, wo die zwei Hauptfiguren trotzdem genug Farbe bekommen.

Da hat wirklich so gut wie alles gestimmt.
 
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Mikey17

Bin ohne viel Vowissen an den Film, sah mal einen kurzen Trailer und das wars. Wurde positiv überrascht. Der Film ist sehr kurzweilig und hat von allem etwas. Viel hat man schon in anderen Filmen gesehen, aber durch die Erzählweise wirkt es dennoch recht fresch und Neu.
Pattinson gefällt mir seit Batman immer mehr. Teilweise ist der Film sehr bizarr/skurill aber im Positivem Sinne. Scifi mit viel Humor.
7/10 Alien Schwänze
 
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Die Tribute von Panem - Trilogie

Mit etwas Verspätung habe ich die Bücher gelesen und die Filme gesehen. Die neueren Werke zur Vorgeschichte kenne ich (noch) nicht.

Die Filme machen Vieles richtig, treffen überwiegend die Kernaussagen der Bücher und arbeiten wichtige Schlüsselmomente heraus. Die Inszenierung liegt im Gegensatz zu den Büchern eher auf dem faschistischen Element des Kapitols und der Action. Dadurch entgehen dem Zuschauer jedoch viele Zusammenhänge und die komplette Gedankenwelt der Katniss Everdeen.

Jennifer Lawrence in der Hauptrolle ist meiner Meinung nach optisch nicht passend besetzt und kann die Gefühle und Gedanken der Heldin nicht immer nachvollziehbar darstellen. Trotzdem überzeugt sie insgesamt mit ihrer Art.

Das in den Büchern so wichtige Thema Hungerleiden wird fast gänzlich ausgespart. Das ist umso erstaunlicher, bildet es doch immer wieder einen starken Antrieb für Katniss und steht in krassem Kontrast zu Dekadenz und Überfluss des Kapitols.

Das Worldbuilding ist auf der Strecke geblieben. Der prägendste Schauplatz, Katniss' Heimatdistrikt, wird zu wenig gezeigt. Die gesellschaftlichen Strukturen dort, die vielen Toten durch Hunger, Krankheit und schwere Arbeit, das geheime Jagen mit Gale.... Bleibt nur kurz und wenig eindrücklich umrissen.

Die Stärken der Filme, besonders in den ersten beiden Teilen, liegen in der trendigen Inszenierung des schrillen Kapitols, der Kostüme und musikalischen Untermalung. Die Hymne des Kapitols ist super komponiert und bildet einen reizvollen Kontrast zu den oft gänzlich stillen Szenen im Wald.

Mein Fazit: Die Bücher sind "besser", die Filme funktionieren jedoch als eigenständige Werke sehr gut dank einer den Zeitgeist treffenden Inszenierung.
 
Elio

Auch hier bin ich ohne viel vorwissen an den neusten Disney Film. War positiv überrascht, die Geschichte ist originell und schön erzählt. Mit einigen wichtigen Messages zu Familie. Das Design der *bösen*Aliens war cool gemacht. Optisch wie immer bei Disney super gemacht. Nicht der stärkste, aber sicher einen TV Abend mit den Kids wert.
7/10 Hobbyfunker
 
Barbie (2023)

Ein interessant gemachter, ambitionierter Film, der mich insgesamt gut unterhalten hat. Viele Lacher gingen auf das Konto der Kens.

Vieles war sehr plakativ aufgemacht, aber so sollte es ja in dieser Filmwelt auch sein. Die "Rede" der Teeniemutter war eine der wenigen nahbaren Momente, ebenso wie die Begegnung mit der alten Frau auf der Wartebank.

7 von 10 Punkten
 
Der Tiger
Der Film will kein klassischer Kriegsfilm sein. Schon von Beginn an spürt man die Enge, die in einem Panzer herrscht. Die Kamera bleibt dicht an den Gesichtern der fünf Soldaten, man sieht jede Bewegung, jede Schweißperle, jedes Zucken. So entsteht ein beklemmendes Gefühl, als säße man selbst in diesem stählernen Kasten. Diese Bildsprache zieht den Zuschauer mitten ins Geschehen und lässt die klaustrophobische Atmosphäre unmittelbar miterleben.

Besonders stark ist das Schauspiel der fünfköpfigen Besatzung. Kommandant Gerkens wirkt streng und zugleich fürsorglich, in seinem Gesicht liegen die Erfahrungen unzähliger Kriegsjahre. Der Fahrer zeigt sich zunächst als Draufgänger, hinter dessen Fassade tiefe Verzweiflung sichtbar wird. Der Funker bringt kritische Gedanken ein und denkt über Politik und Verantwortung nach. Der Richtschütze, ein Winzer aus der Wachau, wirkt tragisch, da er etwas verteidigt, das nicht wirklich seins ist. Der Ladeschütze, der Jüngste, macht schließlich die Zerbrechlichkeit des Menschen im Krieg greifbar. Diese Vielschichtigkeit macht die Besatzung glaubwürdig und nahbar.

Bemerkenswert ist, dass die Männer kaum über Hitler oder Ideologie sprechen. Stattdessen drehen sich ihre Gespräche um ganz praktische Dinge: Haben wir genug Treibstoff, wo lauert der Feind, wie überleben wir die nächste Stunde. Kameradschaft erscheint hier nicht heroisch, sondern wie eine Zweckgemeinschaft. Sie müssen zusammenhalten, weil sie sonst nicht überleben würden. Gleichzeitig spart der Film die Verbrechen der Wehrmacht nicht aus. Szenen wie Morde an Zivilisten zeigen deutlich, dass man solche Taten nicht einfach mit „Befehl ist Befehl“ entschuldigen kann.

In den letzten zwanzig Minuten schlägt der Film jedoch eine neue Richtung ein. Plötzlich erscheinen Bilder, die fast religiös wirken: Symbole der Vergänglichkeit, Fegefeuer, Gespenster. Damit soll die Frage nach Schuld und Verantwortung auf eine höhere Ebene gehoben werden. Doch genau hier verliert der Film an Kraft. Das Ende wirkt so, als habe man nicht gewusst, wie man diese Geschichte wirklich beschließen soll. Die Symbolik nimmt dem zuvor so überzeugenden Realismus etwas von seiner Wirkung.

Trotz dieser Schwäche bleibt Der Tiger ein Film, der unter die Haut geht. Er zeigt, wie der Krieg Menschen verändert, wie Ideale verschwinden und wie aus Einzelnen bloße Rädchen in einer Maschine werden. Das Zusammenspiel aus starkem Schauspiel, intensiver Kameraführung und ungeschönter Darstellung macht ihn zu einem eindringlichen Werk. Auch wenn das Ende nicht vollends überzeugt, bleiben die Wucht der Bilder und die Figuren im Gedächtnis.
 
One Battle After Another
Paul Thomas Andersons One Battle After Another will vieles gleichzeitig sein: Polit-Thriller, Action-Spektakel, Satire, Familiengeschichte. Und das alles mit einem Star-Ensemble, das sichtbar Lust hat, mal so richtig Gas zu geben. Leonardo DiCaprio, Sean Penn und Teyana Taylor überzeichnen ihre Rollen, und gerade dadurch macht der Film in manchen Momenten richtig Spaß. Gleichzeitig stolpert er aber genau über diesen Übermut, weil er zu selten innehält und wirklich etwas zu Ende erzählt.

Am Anfang legt der Film mit viel Energie los. Da gibt es den Angriff auf ein Internierungslager an der US-mexikanischen Grenze, ein bisschen „Revolutionskitsch“ mit Raketen-Feuerwerk und einer toughen Anführerin, die den Ton angibt. Das wirkt überdreht, aber immerhin auch bissig. Sean Penns Colonel Lockjaw ist dabei eine Karikatur von einem Bösewicht, breitbeinig und ständig grimassierend. Man weiß gar nicht, ob man lachen oder die Augen verdrehen soll. Anderson macht hier klar: Das Ganze soll grotesk sein, nicht realistisch. Nur bleibt dieser Grundton und nutzt sich nach einer Weile spürbar ab.

Sobald die Handlung dann 16 Jahre in die Zukunft springt, nimmt der Film eine neue Richtung. Bob Ferguson, gespielt von DiCaprio, ist mittlerweile ein völlig verkiffter Ex-Revolutionär, der im Bademantel durchs Haus schlurft und sich kaum noch erinnert, was er früher eigentlich erreichen wollte. Seine Tochter Willa, verkörpert von Chase Infiniti, bringt dagegen eine frische Energie in die Geschichte. Sie trainiert Kampfsport, bringt ihr Handy heimlich mit und ist die eigentliche Hauptfigur. Chase Infiniti macht das großartig, sie gibt der Geschichte eine Erdung, die die anderen oft nicht haben. Dass ausgerechnet ihr nonbinärer bester Freund als Verräter geschrieben ist, wirkt allerdings ziemlich einfallslos und ärgerlich, das hätte man klüger lösen können.

Was den Film stark macht, sind einzelne Szenen. Die große Verfolgungsjagd über hügelige Straßen ist schlicht atemberaubend inszeniert. Auch die Ausstattung und das Tempo beeindrucken. Aber vieles wirkt wie lose aneinandergehängt: ein Nonnenkloster, das Gras anbaut, ein Club von Rassisten, die glauben, dass Weiße besser sind als andere, ein paar Killerfiguren, die so schnell wieder verschwinden, wie sie eingeführt werden. Das ist alles witzig gemeint, sorgt aber dafür, dass kaum etwas länger nachwirkt. Im Kern werden also Migration, Rassismus, revolutionäre Ideale und staatliche Macht berührt. Der Film deutet sie an, nutzt sie aber vor allem als Kulisse für seinen wilden Genremix.

Musikalisch drückt Jonny Greenwood ständig aufs Gas. Am Anfang ist das noch cool, später wirkt es wie ein Dauerbeschuss. Gespräche, die ohne Musik vielleicht mehr Gewicht hätten, werden dadurch plattgewalzt. Ähnlich ist es mit den Figuren. DiCaprio spielt herrlich verpeilt, Sean Penn hat offensichtlich Spaß an der Übertreibung, aber irgendwann drehen sie sich im Kreis. Man merkt, dass der Film permanent „crazy“ wirken will, anstatt es einfach zu sein.

Unterm Strich ist One Battle After Another ein bunter, lauter und ziemlich überdrehter Mix. Am stärksten ist der Film, wenn er sich auf Willa konzentriert und kurz zeigt, dass da mehr drinstecken könnte als Klamauk und Krach.

Also: Anschauen lohnt sich schon, allein wegen der Stars und der handwerklich starken Action. Aber das große politische Meisterwerk, als das manche ihn feiern, ist es für mich nicht. Dafür ist er zu verspielt, zu zerfleddert und manchmal schlicht zu bemüht witzig.
 
Un flic/Der Chef (F, 1972)
Inspektor Edouard Coleman (Alain Delon) führt nicht gerade ein Leben, um das man ihn beneiden könnte: die Nächte verbringt er damit, von Tatort zu Tatort zu tingeln, tagsüber sitzt er dagegen in seinem trostlosen Büro an der Schreibmaschine und protokolliert brav, was er auf den Touren gesehen hat, um Ermittlungen beginnen zu können. Die spärliche Freizeit verbringt Coleman im Nachtclub seines Freundes Simon (Richard Crenna), wo auch dessen Freundin Cathy (Catherine Deneuve) häufig anzutreffen ist. Simon weiß nicht, dass der Inspektor und Cathy eine Affäre am Laufen haben -- während dieser wiederum nicht weiß, dass Simon Oberhaupt eines Trios gefährlicher Bankräuber ist, die das Land gerade in Atem halten..

Es ist der letzte Film von Regielegende Jean-Pierre Melville (1917-1973), und böse Zungen - aber auch eingefleischte Fans seines filmischen Schaffens, wie ich - würden sagen: er hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits längst überlebt. Die typischen Melville'schen Markenzeichen, an denen man die Handschrift erkennt, sind im Grunde da: der Untergrund. Wortkarge Typen (die eigentlich dringend in Therapie gehören). Zigarettenrauch. Spärlich eingesetzte Dialoge. Zigarettenrauch. Der berühmte Blau-Filter (der alles noch einmal kälter, abweisender, abstoßender wirken lässt, wie eine Art Kamerabrutalismus). Zigarettenrauch. Das zur lieblosen Routine gewordene und sich eher selbstironisch feiernde Nachtleben von Paris. Der Showdown zum Schluss. Kein Happy End. (Ein Freund merkte einmal - bzgl. eines anderen Melville-Streifens - an: "homosexuelle Untertöne". In Szenen hier, zwischen dem Inspektor und seinem Informanten, wird der Gedanke deutlich greifbar, ja.)

Und das, in aller Kürze, ist das Problem. Alles bereits dagewesen, ideenlos, wirkungslos, in früheren Filmen weitaus besser inszeniert worden. Selten sieht man Delon dermaßen lustlos bei der Arbeit -- seine Augen, in Le samouraï noch so ausdrucksstark, wirken völlig tot. Zwischen beiden Rollen liegen gerade einmal fünf Jahre. Auch Catherine Deneuve darf wenig mehr als Objekt der Begierde spielen. Den Bösewicht - wozu einen nachzusynchronisierenden Amerikaner, und wenn, weshalb dann keinen bekannteren, dessen Name die Kosten dafür problemlos wieder reinholt? - vergisst man sogar noch vor dem Abspann.

Trauriger Tiefpunkt dann der eigentlich als Höhepunkt gedachte Überfall von Simons Bande via Helikopter auf einen fahrenden Zug; zu keiner Sekunde verliert man die Illusion, dass es sich um ein Spielzeug handelt, eine schlichte Modelleisenbahn. Die stümperhaft gedrehte - und in dieser Form unglaublicherweise freigegebene - Szene steht stellvertretend für den gesamten Film.

Nach zwei genialen Vorgängern - dem großartigen Résistance-Drama L'armée des ombres/Armee im Schatten (1969) und dem Gangsterepos Le cercle rouge/Vier im roten Kreis (1970) ist Un flic der denkbar unwürdigste Abgesang (und nicht einmal als solcher geplante) eines Meisters. Hätte Melville den für eine kreative Wiedergeburt notwendigen Bruch, einen Genrewechsel, irgendwann selbst vollzogen? Neue, spannende Geschichten mit charismatischen Protagonisten erdacht? Oder hätte er trotzig weiter Gangsterfilme - und sich, gemessen an dem Vorgeschmack des vorliegenden Films, in die Bedeutungslosigkeit - gedreht? Hätte er den Schritt von den 50ern/60ern ins neue Jahrzehnt gewagt? Stand er überhaupt am Scheideweg?

Wir werden es nie erfahren, denn das Leben nahm die Antwort mit seinen unvorhersehbaren Wendungen vorweg.

4/10 durch die Gegend gewatschten transsexuellen Polizeispitzeln
 
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„Neighbarhood Watch“

„Ein psychisch kranker junger Mann, der auf der Suche nach einem Job ist, beobachtet zufällig die Entführung einer jungen Frau. Doch die Polizei nimmt ihn nicht für ernst. Als er seinen Nachbarn, einen pensionierten Wachmann, der in einer Sinnkrise steckt, um Hilfe bittet und ihn schließlich dazu bringen kann, sich ihm auf seiner Suche anzuschließen, ist das der Beginn einer abenteuerlichen und gefährlichen Ermittlung.“

Eine sympathische und spannende Geschichte über ein ungleiches Paar, mit einer nötigen Portion Humor. Besonders der Aspekt, dass beide voneinander profitieren, macht diese Geschichte so schön und herzlich. Der Wachmann, der einen Sinn für Gerechtigkeit hat und gerne Polizist geworden wäre, hilft dem jungen Mann bei seiner Angstbewältigung; und der junge Mann wiederum gibt ihm die Möglichkeit zu beweisen, dass er die Fähigkeiten eines Polizisten besitzt.

9/10
 
Hab heute „The Fly“ gesehen (das Original). Klasse Film. Ganz anders als das Remake, aber auf seine Art gruselig.

In mancher Hinsicht altbacken, auf anderer Seite aber doch erschreckend aktuell (etwa bei der Bemerkung, dass heutzutage alles viel zu schnell ginge).

Ok, bei der Aussage, dass man doch keine Angst vor Röntgenstrahlen haben müsse musste ich doch ein ewig stutzen.
 
Keine Zeit zu sterben (2021)

Ich habe im Laufe meines Lebens alle Bond Filme gesehen und daher gehört die Sichtung des letzten Craig-Bonds natürlich dazu.
Für mich definitiv einer der besten Filme aus der Reihe.
Es kam keine Sekunde Langeweile auf und die Darstellung der Figur James Bond als verletzlichen Menschen wurde hier konsequent zu Ende geführt.

Es waren fast alle typischen Bond Elemente enthalten und erneut sehr gut in die Gegenwart und moderne Sehgewohnheiten integriert. Der Nachfolgerin aufs Bonds Posten hätte ich mehr Screentime und gemeinsame Action mit ihm gegönnt.

Alles in allem ein toller Abschluss der sehr guten Craig-Ära.
 
No Time To Die war für mich bei der Sichtung damals wegen seiner Logiklöcher, Inkongruenzen mit den Vorgängern und der Art, wie einige Figuren abgekanzelt wurden, ein ziemliches Ärgernis.

Mr White erzählt im Gespräch mit Bond (Spectre) davon, wie seine Frau ihn einst verließ. Hier wird aber gezeigt, wie sie ermordet wurde. Also inhaltlich ein völliger Widerspruch.

Warum wurde Safins Familie von Spectre/Mr. White ausgelöscht?

Vesper Lynd war lt. Grabstein zum Zeitpunkt ihres Todes Anfang 20 und bereits in derart verantwortungsvoller Position?

Nach jahrelanger Beziehung setzt Bond Swann nach dem Angriff auf dem Friedhof einfach auf die Straße, statt sich zumindest einmal anzuhören, was sie ihm zu sagen hat?

Blofeld prahlt damit, bereits seit Casino Royale hinter allem zu stecken, was Bond widerfuhr; sämtliche Gegenspieler seien seine Leute gewesen. Im Fall von Raoul Silva, der sich vom Rest der Welt abgeschottet hatte und einen persönlichen Rachefeldzug gegen die alte M durchzog, passt das nicht (auch scheint dessen überdrehte Persönlichkeit schwer vereinbar mit der diskret auftretenden Organisation). Blofelds - wir reden hier von Bonds Erzfeind - Abgang erinnerte mich stark an Dookus Tod: man weiß mit der Figur nix mehr anzufangen, also muss sie weg. Aha. (Auch Felix Leiter wurde lieblos gehandhabt.)

Hat irgendwer tatsächlich auch nur eine Sekunde geglaubt, dass Swanns Tochter nicht von Bond ist?

Die tolle Biowaffe tötet also ausschließlich Spectre-Mitglieder? Haben die etwa eine eigene, gemeinsame physische Komponente, anhand derer sie erkannt und getötet werden? Uff, was für ein Blödsinn.

Ana de Armas spielt keine fünf Minuten mit?

Mehr fällt mir jetzt nicht ein, aber das war genug, um mir den Streifen zu vergällen. Immerhin bewies er mit dem Tod Bonds auch erheblichen dramaturgischen Mut.
 
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Ist mir teilweise gar nicht aufgefallen, bzw. hat mich nicht gestört. Spectre habe ich ewig nicht gesehen und daher die Dialoge nicht mehr präsent.

Das mit der Tochter sollte sicher für den Zuschauer offensichtlich sein, aber Madeleine ist ja in ihren Aussagen nicht immer vertrauenswürdig und daher war sich Bond trotz der richtigen Intuition doch ein Stück unsicher.

Wegen Blofeld: Ich meine gelesen zu haben, dass die Rechte an der Figur erst nach Casino Royale freigegeben wurden. Es war sicher nicht unbedingt geschickt, bereits abgedrehte Filme im Nachhinein noch mit Blofeld zu begründen. Aber vermutlich wollten die Produzenten unbedingt diese ikonische Figur verwursten.

Ana de Armas hat einen super Auftritt, auch wenn er nur kurz war. Vielleicht bin ich gegen den Hype immun, aber ich erinnere mich, dass alle Typen damals total ausgeflippt sind wegen der Rolle. Dann ist es natürlich enttäuschend, wenn die Darstellerin nur so kurz auftritt.
Der Film dauert recht lange und will alles am Ende zusammenführen und aufklären. Da blieb deutlich weniger Zeit für das übliche Geplänkel und Geflirte.

Wenn ich mir überlege, wie Daniel Craig zu Beginn verlacht und kritisiert wurde, gefällt mir umso mehr, was die modernen Filme geleistet haben.
 
In meinem Bestreben, alte Horrorfilm Klassiker nachzuholen, habe ich gestern „Candymans Fluch“ von 1992 nachgeholt. Ich war aber eher enttäuscht. Der Film ist eher unfreiwillig komisch als alles andere. Die einzige Szene, die bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen hat, war die mit den Bienen.

Nervig auch, dass es bei Prime keine englische Tonspur gibt, jedenfalls konnte ich am Fernseher keine auswählen. Das ist mir bei älteren Filmen schon ein paar mal aufgefallen.
 
Amrum
Fatih Akins Amrum ist ein stiller Film über die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs, erzählt aus der Sicht eines Kindes. Im Mittelpunkt steht der zwölfjährige Nanning, der mit seiner Mutter Hille und seinen Geschwistern auf die Insel Amrum geflüchtet ist. Die Mutter ist überzeugte Nationalsozialistin, und als die Nachricht von Hitlers Tod durchs Radio kommt, bricht für sie eine Welt zusammen. Nach der Geburt ihres vierten Kindes fällt sie in eine tiefe Depression und will nichts mehr essen, außer einem Weißbrot mit Butter und Honig. Für Nanning wird dieser einfache Wunsch zur großen Aufgabe. Er will das Brot beschaffen und glaubt, damit die Mutter vielleicht retten zu können.

Aus dieser schlichten Ausgangslage macht Akin kein aufgeregtes Kriegsdrama, sondern einen ruhigen, sehr menschlichen Film. Die Kamera zeigt die Insel mit ihren Dünen, Feldern und Stürmen in eindrucksvollen, fast poetischen Bildern. Man spürt, wie knapp alles ist: Essen, Hoffnung, Vertrauen. Die Begegnungen, die Nanning auf seiner Suche erlebt, mit der entschlossenen Bäuerin Tessa, gespielt von Diane Krüger, mit Nachbarn, Freunden und Fremden, erzählen viel über eine Gesellschaft, die zwischen Zusammenbruch und Neubeginn schwankt. Krüger verleiht ihrer Figur eine glaubwürdige Mischung aus Härte und Mitgefühl. Sie wirkt bodenständig, klug und zugleich gezeichnet von den Entbehrungen dieser Zeit. Auch Detlef Buck fügt sich mit seinem eigenwilligen Humor und seiner natürlichen Präsenz stimmig in das Inselpanorama ein. Er bringt eine leise Menschlichkeit in die Geschichte, die ihr guttut und sie immer wieder erdet.

Getragen wird der Film jedoch von Jasper Billerbeck. Er spielt Nanning mit einer stillen, fast tastenden Intensität, ein Junge, der noch nicht alles versteht, aber schon viel begreift. Sein Blick schwankt zwischen kindlicher Hoffnung und der wachsenden Erkenntnis, dass die Welt der Erwachsenen in sich zusammenfällt. Billerbeck vermeidet jede Übertreibung und jede Sentimentalität, und genau dadurch berührt er. Man spürt in jeder Szene seine innere Bewegung, die Angst, das Verantwortungsgefühl, die Sehnsucht nach Nähe.

Laura Tonke zeigt die Mutter als Frau, die sich in ihrer Ideologie verloren hat und daran zerbricht. Akin inszeniert das alles mit großer Ruhe, ohne Pathos, aber mit feinem Gespür für Zwischentöne.

Amrum ist kein lauter Film, sondern einer, der nachklingt. Er erzählt von einer Zeit, in der alles zerfällt, und von einem Jungen, der trotzdem versucht, Menschlichkeit zu bewahren. Das Brot, die Butter, der Honig stehen am Ende für etwas viel Größeres: für Hoffnung, Liebe und das Bedürfnis, dass es wieder gut wird.
 
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